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Corona-Panik und Grippe-Alltag

Das EDITORIAL von Peter P. Hopfinger

Ich geb´s ja zu. Auch uns haben die ersten Meldungen über das sogenannte Corona-Virus (richtig: SARS Co-V2) ziemlich kalt erwischt.  Ich war vier Tage beim ATTD-Kongress in Madrid und kaum heimgekehrt, brauste der mediale Corona-Sturm über uns alle hinweg.

Auch wir schlagzeilten: Menschen über 60 und mit Diabetes gehören zu den Patienten mit dem höchsten Risiko, sich anzustecken und daran auch zu versterben. Doch bereits im ersten Artikel beruhigte auf unsere Anfrage die Präsidentin der ÖDG, Univ. Prof. Dr. Susanne Kaser und gab praktische Tipps zur Risiko-Minimierung: Eine gute Zuckereinstellung und häufigeres Händewaschen, eventuell auch die Meidung von großen Menschenmengen, so die verkürzte Form, die auch von anderen Diabetiker-Vereinen und der Dachorganisation „wir sind diabetes“ übernommen wurde.

Deshalb lautet unsere aktuelle Schlagzeile Coronavirus SARS-CoV-2: Kein erhöhtes Infektionsrisiko für gesunde…

In den darauffolgenden Tagen wurde die Hysterie zunächst medial, aber dann auch bei den Menschen immer größer. Penibel wurden Verdachtsfälle aus Österreich, aber auch aus ganz Europa und natürlich aus dem Ursprungsland China, die Erkrankten und auch die daran Verstorbenen aufgezählt. Aktuell sind es weltweit rund 100.000 Erkrankte, in Italien nähert man sich 4.000 (erkannten) Infizierten, in Österreich zum Zeitpunkt meines Schreibens 302 Personen, ein Toter (Stand: 12.3.2020). Ein Ende scheint einerseits noch lange nicht erreicht, andererseits werden Infizierte bereits wieder gesund geschrieben.

Während die heimische Regierung etwas Zeit brauchte, um den richtigen und vor allem ruhigen Umgang und das richtige Wording mit der beginnenden Epidemie zu finden, zeigten sich in der Bevölkerung die ersten Anzeichen von Panik und irrationalem Verhalten.

Im Supermarkt wurden die Regale mit Teigwaren und Fertigsugo geleert, auf den Straßen tauchten die ersten Maskierten auf und am Stammtisch gab es kein anderes Thema mehr. Die Börsen rasselten weltweit hinunter, Flugreisen wurden storniert und Linienflüge eingestellt.

In Lichtgeschwindigkeit wurde auch das Internet infiziert. Zuerst wilde Spekulationen, dann die Welle der Experten und natürlich ließen Abzocker und Betrüger nicht lange auf sich warten: unbrauchbare Masken wurden zu weit überhöhten Preisen verkauft, ein Liter Desinfektionsmittel wurde um wohlfeile 300 Euro angeboten und auch aktuell landen täglich etliche Corona-Angebote in meinem Spamfilter.

In der Zwischenzeit hatte der grüne Gesundheitsminister Rudolf Anschober in Abstimmung mit Kanzler und Innenminister mehrere Pressekonferenzen abgehalten und aus meiner Sicht alles richtiggemacht.

Die Regale sind wieder aufgefüllt, ein paar Maskenträger sind aus dem Straßenbild verschwunden und in den sozialen Netzwerken machen mittlerweile mehr oder weniger lustige Cartoons, Zitate oder auch Fotos die Runde.

Versteht mich nicht falsch. Ich bin weder Virologe noch Arzt und kann daher auch nur schwer abschätzen, wie ernst die Bedrohung ist und ob sich die Epidemie – und das ist sie – zu einer weltweiten Pandemie auswachsen kann. Und natürlich bin ich froh, dass weltweit Wissenschaftler – darunter auch Österreicher – emsig an einem Wirkstoff arbeiten, der Corona gezielt bekämpft.

Als gebürtiger und gelernter Wiener weiß ich aber: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“

Vermutlich – und hoffentlich – wird sich dieser Grippestamm mit dem Frühling und den wärmeren Jahreszeiten zwar nicht komplett auflösen, aber doch weniger rasant verbreiten.

Eins noch zum Thema Grippe-Viren: Österreich hat in der gesamten EU die niedrigsten Impf-Quoten beim ganz normalen Grippeschutz: ganze fünf (!) Prozent (das sind rund nur 400.000 Landsleute) holen sich diesen simplen Schutz, den es bei jedem Hausarzt gibt. Ich gehe davon aus, dass auch ein paar hunderttausend Menschen mit der Diagnose Diabetes auf diesen verzichten.

Die Folgen davon: 2.000 Österreicher sind im Vorjahr an einer simplen Grippe verstorben. Das war aber keinem einzigen heimischen Medium eine Schlagzeile wert.

Schaut auf Euch, bleibt lebensfroh, wascht Euch regelmäßig die Hände und lasst Euch nicht verrückt machen!

PS: Es gibt auch positive Aspekte: die Luftverschmutzung in den chinesischen Industriegebieten ist deutlich zurückgegangen und ich freue mich schon, wenn ich in einigen Wochen einen Anstieg des Seifenverbrauchs melden darf.

Ich freue mich auf Nachrichten, Lob aber auch Kritik und bleibe

Mit herzlichen Grüßen

Peter P. Hopfinger

Herausgeber und Chefredakteur

Mail: hopfinger(at)diabetes-austria.com

Neue Erkenntnisse zum Corona-Virus

Die Forscher arbeiten auf Hochtouren und gewinnen fast täglich neue Erkenntnisse über das Virus. Wir werden mit den neuen Infos so aktuell wie möglich online gehen.

Seit Forscher im Jänner die Erbinformation des Coronavirus SARS-CoV-2 entschlüsselt haben, arbeitet man weltweit fieberhaft an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen die vom Erreger ausgelöste Erkrankung Covid-19. Was möglicherweise schwieriger sein könnte als gedacht. Denn eine neue Studie hat nun gezeigt, dass es zwei (mit L und S bezeichnete) Stämme des gefährlichen Virus gibt. Wobei der L-Typ derzeit deutlich häufiger vorkommt und aggressiver zu sein scheint.

Das haben Forscher der Peking University und des Institute Pasteur of Shanghai herausgefunden, die 107 Proben des Virus gentechnisch analysiert haben. In den Proben fanden sie in rund 70 Prozent der Fälle den L-Typ von SARS-Cov-2, während der S-Typ, bei dem es sich ihren Angaben zufolge um die Urversion des Erregers handeln dürfte, nur in 30 Prozent vorhanden war.

Wie die Wissenschaftler in ihrer Studie mit dem Titel „Über den Ursprung und die weitere Evolution von SARS-CoV-2“ berichten, trat der aggressiver L-Typ zu Beginn des Ausbruchs der Lungenkrankheit im Dezember in der besonders betroffenen Millionenstadt Wuhan häufiger auf, wurde in der Folge ab Jänner aber weniger häufig gefunden.

S-Typ des Virus ist weniger aggressiv
Möglicherweise habe ab diesem Zeitpunkt das „menschliche Eingreifen“ einen „stärkeren selektiven Druck“ auf den aggressiven L-Typ ausgeübt, der sich schneller ausbreiten kann, schreiben die Forscher. Andererseits könnte der S-Typ, der evolutionär älter und weniger aggressiv ist, aufgrund des relativ schwächeren selektiven Drucks an relativer Häufigkeit zugenommen haben, heißt es in der Studie.

Jetzt wird´s (vorübergehend?) ernst

Die Türkis-Grüne Regierung tut das, was sie tun muss. Heute wurden von Kanzler Kurz, Gesundheitsminister Anschober und Innenminister Nehammer durchaus richtige Schritte angekündigt und erlangen durch Erlässe auch Rechtsstatus.

Keine Versammlungen innerhalb von Räumlichkeiten (über 100 Personen) keine Open-Air-Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen. Die Folge: Veranstalter, Kulturschaffende aber auch der Diabetestag am 27.März in Graz mussten abgesagt werden oder werden noch verschoben oder gecancelt.

Darüber hinaus ersucht Rudolf Anschober in der gemeinsamen Pressekonferenz um vernünftige Beiträge, die jeder Einzelne leisten kann:

Kein Handshake und schon gar kein Bussi-Bussi bei der Begrüßung, häufiges Händewaschen und vielleicht auch die Supermarkt-Besuche auf zwei Mal die Woche begrenzen - so könnte jeder von uns etwas gegen die Verbreitung des Virus tun.

Die gute Nachricht zum Tag kommt aus dem Ursprungsland China. Dort sind mittlerweile mehr als 60.000 Infizierte wieder gesund entlassen worden. Ich mag mir gar nicht so viele Erkrankte in Österreich vorstellen und werde daher gern meinen Teil dazu beitragen, dass es gar nicht dazu kommt.

Und wie sehen Sie das?

Ich freue mich auf Ihre Post an hopfinger(at)diabetes-austria.com

Herzlichst Ihr

Peter Hopfinger