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Corona–Pandemie - Always look on the bright side of Life

Auch einer Krise kann man Positives abgewinnen. Das Editorial von Peter P. Hopfinger

Von Peter P. Hopfinger

Was vor zwei Wochen noch unmöglich schien, ist heute Alltag geworden. Der Shutdown des Großteils von Österreich ist nicht nur gravierend für jeden, sondern derzeit auch die einzig mögliche und richtige Maßnahme, um unser Land vor Zuständen wie etwa in Italien zu schützen. Wie die Mehrheit der Österreicher zolle auch ich unserer Regierung Respekt, denn das Trio Kanzler Kurz, Vize Kogler und Gesundheitsminister Anschober agieren bei ihren täglichen Pressekonferenzen durchaus professionell. Dass man uns die täglich erweiterten Be- und Einschränkungen nur in kleinen Häppchen schmackhaft zu machen versucht, ist einerseits taktisch zwar richtig, kommt aber offenbar nicht bei allen an.

Wie ist es anders zu erklären, dass Tage nach Ausrufung des nationalen Notstandes noch Hundertschaften auf der „Mahü“ flanieren oder Familientreffen inklusive Kindern und Großeltern in Parks und auf Grillplätzen der Donauinsel stattfinden.

Na gut, das sollte ab heute vorbei sein und ich bin ehrlich froh, dass es keine totale Ausgangssperre gibt. Auch die wäre prinzipiell möglich, macht aber in meinen Augen wenig Sinn. Denn einzelne Spaziergänger oder Radfahrer tun auch etwas Positives für ihr Immunsystem. Abgesehen davon gibt´s ja auch Hundebesitzer, die wegen ihres Vierbeiners raus müssen.

Im Fernsehen läuft mittlerweile auf allen Kanälen – egal ob in- oder ausländischen Sendern – Corona im Stundentakt rauf und runter. Am Wiener Flughafen herrscht gähnende Leere und auch die Bahnhöfe sind weitgehend menschenleer.

Wir alle sind aufgerufen, zu Hause zu bleiben und unsere sozialen Kontakte so drastisch wie möglich einzuschränken.

Doch es gibt keine Krise, der man nicht auch positive Seiten abgewinnen kann. Ich bin jemand, dessen Glas grundsätzlich halb voll und nicht halb leer ist und deshalb habe ich hier eine Liste zusammengestellt, mit der ich die positiven Aspekte dieser Pandemie unterstreichen will.

  • Klima-Verbesserung: Sehr beeindruckend waren die Satelliten-Bilder der chinesischen Provinz Wuhan bereits zu einem Zeitpunkt, als die Krise bei uns noch nicht ausgebrochen war. Deutlich war auf Vorher-Nachher-Bildern zu sehen, wie sich der gelbe Smog über der Industrieregion innerhalb weniger Tage in strahlendes Blau verwandelte. Auch durch die vielen vernünftigen Österreicher, die zu Hause bleiben und die geschlossenen Geschäfte werden Emissionen eingespart und damit das Klima verbessert, sogar wenn der Sprit billig ist, wie zuletzt vor zehn Jahren.
  • Solidarität: Es ist schon erstaunlich, wie dieses multikulturelle Volk von Österreichern in Zeiten wie diesen zusammenhält. Freiwillige melden sich zum Dienst bei Notruf-Nummern, andere bieten in großen Wohnblöcken den älteren Mitbewohnern Besorgungsdienste wie Einkaufen, „Gassi gehen“ oder Müllentleerung an. Auch Medikamente werden besorgt. Ein wohlklingendes Zeichen der Solidarität sind auch die Sänger und Musikanten, die dem italienischen Beispiel folgend uns Österreicher mit Musik und Liedern ab nun jeden Sonntagabend aufmuntern wollen.
  • Bürokratie-Abbau: Nicht nur im Parlament wird ein überzeugender Abbau von Bürokratie und uralten Abläufen unter Beweis gestellt. Notwendige Gesetze werden in einer einzigen Nacht sogar mit Unterstützung der Opposition beschlossen. Aber auch bei persönlichen Anliegen gibt´s auf einmal ungeahnte Möglichkeiten. So können Rezepte telefonisch beim Arzt „bestellt“ und elektronisch an die jeweilige Apotheke weitergeleitet werden. Wer dann mit dem Namen und der Sozialversicherungsnummer zur Apotheke kommt, bekommt – ganz ohne handgeschriebenes Rezept – die verordnete Medizin ausgehändigt. Finanzamt oder auch AMS sind nicht an persönlichen Kontakten interessiert, sondern haben zugesichert, alle Anliegen – ob Steuerstundung oder Anmeldung zur Kurzarbeit – auch elektronisch rasch zu erledigen. Das soll uns auch nach COVID erhalten bleiben.
  • Entschleunigung: Wir alle erleben jetzt die ersten Tage, in denen die sonst so häufig beklagte Hektik ein jähes Ende findet. Natürlich nicht bei den vielen großartigen Systemerhaltern (Ärzte, Schwestern, VerkäuferInnen, ApothekerInnen u.v.m.), aber wir Normal-Österreicher lernen, inne zu halten. Eine kleine Umfrage aus dem Facebook bestätigt: Stricken und häkeln, garteln, Bücher lesen, Frühjahrsputz erledigen und ähnliche ruhige Aktivitäten stehen bei vielen Menschen hoch im Kurs. Auch ich habe vor, Stefan Zweigs Werk über den Holocaust der Armenier „Die 40 Tage des Musa Dagh“ in der nächsten Zeit zu lesen.

Sie sehen, es ist gar nicht schwer, sich die Krise schön zu reden. Dabei bin ich mir wohl bewußt, dass ich privilegiert, weil gesund, selbstständig und voll handlungsfähig bin. Menschen wie meine liebe Kollegin Elisabeth Schneyder, die als Einzelunternehmerin nicht nur um ihr Einkommen bangen muss, sondern sich auch seit Jahren um ihre chronisch kranke Schwester und ihre steinalte Mutter kümmert, werden meinem Text wenig abgewinnen können. Zu groß sind die Probleme mit dem Einkommen, den ausländischen Pflegern, den täglichen Besorgungen.

Wahrscheinlich wird sie mir im besten Fall ein skeptisches Lächeln schenken. Aber dann ist mir mit diesem Text zumindest das gelungen.

Und hier gibt´s zum Abschluß einen Link zum Song von Monty Python:

Always look at the bright side of Life

https://www.youtube.com/watch?v=X_-q9xeOgG4

 

Auch etwas Positives in der Corona-Krise gefunden?

Schreiben Sie mir – wir freuen uns auf Ihr Mail.

Hopfinger(at)diabetes-austria.com

Herzlichst

Peter P. Hopfinger

Herausgeber und Chefredakteur