Corona-Dilemma: Diabetesberatung und Kontaktbeschränkung
(16. April 2020) - Die Diabetesberatung und -schulung befindet sich derzeit in einem Dilemma: Auf der einen Seite zählen Menschen mit Diabetes zu den Risikogruppen, die durch eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus gefährdet sind; daher sollten sie gerade jetzt auf eine gute Blutzuckereinstellung achten. Auf der anderen Seite gelten auch für diese Patienten die wichtigen Kontaktbeschränkungen, die zur Folge haben, dass in vielen diabetologischen Praxen keine Gruppenschulungen mehr stattfinden. Damit entfällt, gerade im Hinblick auf eine optimale Stoffwechseleinstellung, ein wesentlicher Stützpfeiler der Patientenbegleitung.
Die Diabetesschulung ist eine der zentralen Säulen einer erfolgreichen Diabetestherapie, denn sie hilft dem Patienten seine Erkrankung zu meistern. Diabetes erfordert ein hohes Maß an Selbstmanagement-Fähigkeiten. Wie aber kann Beratung in der Corona-Krise stattfinden? Aufgrund der derzeit geltenden Bestimmungen zur Kontaktbegrenzung können Präsenzschulungen, die meist in Gruppen abgehalten werden, de facto nicht mehr stattfinden.
Strukturierte Schulungen sind jedoch nicht ohne Grund ein fester Bestandteil der Diabetestherapie. Der Verlauf der Erkrankung und das Ausmaß von Folgeschäden hängen ganz wesentlich von der Blutzuckereinstellung ab. Gerade bei neu auftretenden Diabeteserkrankungen vom Typ 1 oder Typ 2, bei Diabetespatientinnen, die schwanger werden, bei einem Gestationsdiabetes oder bei akuten Episoden der Über- oder Unterzuckerung gebe es daher einen dringenden Schulungsbedarf, der auch in der Krise nicht einfach pausiere. Im Gegenteil sei der Beratungsbedarf jetzt, während der COVID-19-Pandemie, eher noch größer als sonst. Die Patienten wissen, dass sie zur Risikogruppe zählen und haben vermehrt Fragen. Auch kann ein Diabetes mellitus mit psychischen Begleiterscheinungen wie depressiven Episoden oder Ängsten einhergehen. Gerade diese Patienten benötigten in der aktuellen Pandemie eine besonders intensive Begleitung.
Eine Möglichkeit, die Patienten weiterhin in ihrem Diabetesmanagement zu unterstützen, sind digitale Schulungs- und Beratungskonzepte. Ähnlich wie die Schulen ihre Schüler über Online-Plattformen unterrichten, sollte dies auch für Diabetespatienten möglich sein. Die technischen Voraussetzungen für Videosprechstunden sind in vielen Praxen und Privathaushalten mittlerweile vorhanden.
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