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Cholesterin und Co.: Wenn hohe Blutfettwerte unerkannt bleiben

Genetisch bedingte hohe Werte sind oft unerkannt. Ein Risikofaktor kaum untersucht.

35 Jahre jung, sehr sportlich, schlank, ernährungsbewusst, Nichtraucher. Kein Bluthochdruck. „Erleidet so ein Mann einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, ist die Fassungslosigkeit bei Angehörigen und Ärzten besonders groß“, sagt der Atheroskleroseforscher und Stoffwechselexperte Helmut Sinzinger, Präsident der „Gesellschaft der Ärzte in Wien / Billrothhaus“.

Risikofaktor Vererbung

In so einem Fall ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Vererbung eine Rolle gespielt hat: Mehr als 80 Prozent dieser frühen Gefäßerkrankungen treten in weniger als 20 Prozent der Familien auf. Genetische Ursachen sind dann verantwortlich dafür, dass das LDL-Cholesterin („familiäre Hypercholesterinämie“) oder das Lipoprotein(a) deutlich erhöht sind. „Es ist ja schon das Cholesterinbewusstsein gering in Österreich. Aber Cholesterin wird bei Blutuntersuchungen heute standardmäßig untersucht. Das Lp(a) wird hingegen völlig ignoriert und kaum gemessen.“

Deshalb organisiert die Gesellschaft der Ärzte am 6.6. die Aktion „Rettet die Enkel“ zur kostenlosen Messung von Cholesterin und Lipoprotein(a)

Bei etwa rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ist der Lp(a)-Wert deutlich erhöht – aber nur bei etwa jedem Fünften aus dieser Gruppe ist eine Gefäßerkrankung die Folge. Um diese Risikokandidaten herauszufinden, ist es bei erhöhtem Lp(a) notwendig, auch zu untersuchen, ob es schon Hinweise auf Atherosklerose gibt: „Dazu sollte eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader durchgeführt werden.“

Sinzinger betont: „Jeder Erwachsene sollte nicht nur seine Cholesterinwerte, sondern auch seinen Lp(a)-Wert kennen.“ Da er sich nach dem 18. Lebensjahr nicht mehr wirklich ändert, genügt im Normalfall eine einmalige Messung.

Blutsverwandte testen

Hat jemand vor dem 55. Lebensjahr einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, „muss unbedingt bei allen Blutsverwandten – und hier vor allem auch schon bei den Kindern – das LDL-Cholesterin und vor allem auch das Lp(a) bestimmt werden“. Dabei kann auch herauskommen, dass zwar das LDL-Cholesterin im Normbereich liegt, Lp(a) aber erhöht ist.

Dieses ist – im Gegensatz zum Cholesterin – durch Lebensstil und die derzeit verfügbaren Medikamente nicht beeinflussbar. Deshalb müssen – um das Gesamtrisiko für eine Gefäßerkrankung zu senken – bei erhöhtem Lp(a)-Wert die Cholesterinwerte genau beobachtet und allenfalls auch medikamentös behandelt werden. Und es müssen alle anderen Risikofaktoren minimiert werden – durch Verzicht auf Nikotin, vermehrte Bewegung, Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung.

Die derzeitig gültigen Grenzwerte für Blutfette (siehe Grafik) seien letztlich die Folge von rund 200 Studien mit mehr als zwei Millionen Teilnehmern: „Es ist einfach gut belegt, dass bei Werten darüber das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfall ansteigt.“ Beispiel Gesamtcholesterin: „Unter 180 mg/dl gibt es ganz wenige solcher Erkrankungen. „Bis 200 mg/dl, dem Grenzwert, steigt das Risiko langsam an, ab 220 steigt es stark.“

Blutfette-Messung für KURIER-LeserInnen

Aktion Für KURIER-Leserinnen und Leser (aber auch für DIABETES AUSTRIA-LeserInnen) gibt es am Donnerstag, 6.6. zwischen 9 und 12 Uhr die Möglichkeit zur kostenlosen Messung der Blutfette Cholesterin und Lipoprotein(a). Jede/r Zehnte hat einen genetisch erhöhten Lipoprotein(a)-Wert, aber viele Betroffene wissen es nicht.

Anmeldung bis 3.6. (begrenzte TeilnehmerInnenzahl) mit dem Betreff „Cholesterin-Screening“ unter eMail event(at)billrothhaus.at oder

Tel. 01 / 405 47 77. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Der Befund wird per Post oder eMail zugeschickt.

Ort: Gesellschaft der Ärzte in Wien / Billrothhaus, 1090 Wien, Frankgasse

Ernst Mauritz/Kurier