Die Luft muss raus: Pups-Alarm bei Diabetikern
Linsen und Kohl, Luft schlucken beim Essen, Reizdarmsyndrom, Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine gestörte Darmflora – Blähungen können viele Ursachen haben.
Manchmal muss die Luft einfach raus. Blähungen sind den meisten peinlich, unterdrücken sollte man das Pupsen dennoch nicht. Dass Blähungen auch durch eine eingeschränkte Funktion der Bauchspeicheldrüse hervorgerufen werden können wird jedoch selten bedacht. Dabei produziert das Organ einen Großteil der wichtigen Verdauungsenzyme. Stehen zu wenig dieser Verdauungshelfer zur Verfügung, werden unverdaute Nährstoffe unter Gasbildung von Bakterien in tieferen Darmabschnitten zersetzt. Blähungen sind daher ein markantes Symptom der sogenannten exokrinen Pankreasinsuffizienz, kurz EPI, die häufig auch bei Patienten mit Diabetes mellitus diagnostiziert wird.
Bilden sich zu viele Gase im Darm, sind Völlegefühl und ein Blähbauch die Folge. Gehen die Gase wie Kohlendioxid, Stickstoff, Methan, Wasserstoff, Ammoniak und Schwefelwasserstoff nicht ab, steigt der Druck auf die Darmwand und kann zu starken Bauchschmerzen und Krämpfen führen. Medizinisch ist dann von Meteorismus die Rede. Treten diese Gase jedoch übermäßig häufig aus, wird dies als Blähungen oder Pups, in der Fachsprache als Flatus, Flatulenz und Darmwind bezeichnet. Blähungen haben nahezu so viele Begrifflichkeiten wie Ursachen, die sich oft nicht eindeutig ausmachen lassen. Dass das zugrundeliegende Problem jedoch gefunden und behandelt werden muss zeigt sich dann, wenn beim unkontrollierbaren, leisen oder geräuschvollen Abgang von geruchsvollen Darmwinden gesellschaftliche Zusammenkünfte aus Angst gemieden werden – spätestens dann ist die Lebensqualität der Betroffenen deutlich eingeschränkt!
Diabetes mellitus: Blähungen häufig!
Obwohl Blähungen bei Menschen mit Diabetes auch durch besondere Ernährungsgewohnheiten, Nebenwirkungen von Diabetes-Medikamenten, wie z.B. Metformin, oder einer beschleunigten oder verlangsamten Magenentleerung hervorgerufen werden können, ist bei etwa 51% der Typ 1 Diabetikern und bei 32% der Typ 2 Diabetikern die Ursache in einer exokrinen Pankreasinsuffizienz zu finden. Da Diabetes und eine exokrine Pankreasinsuffizienz häufig zusammen auftreten, sollte bei allen Patienten mit Verdauungsproblemen eine eingeschränkte Bildung der Verdauungsenzyme in der Bauchspeicheldrüse abgeklärt werden. Eine vermehrte Gasbildung nach dem Essen tritt bei 60% der Patienten mit Diabetes und EPI am häufigsten auf - und ist damit verbreiteter als Durchfälle und Bauchschmerzen.
Warum treten Blähungen bei Diabetes mellitus häufig auf?
1. Weil bei 30-60% der langjährigen Patienten mit Diabetes mellitus eine gestörte Magenfunktion (diabetische Gastropathie) mit beschleunigter oder verlangsamter Magenentleerung vorliegt.
2. Da eine kohlehydrat- und ballaststoffarme Kost zugunsten eines hohen Eiweißanteils die Menge gasbildender Darmbakterien erhöhen kann.
3. Weil Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Isomalt, Xylit oder Fruktose in Diätprodukten zu Blähungen und Durchfall führen können.
4. Da Diabetes-Medikamente wie Metformin häufig Magen-Darm-Störungen als Nebenwirkungen haben.
5. Weil Patienten mit Diabetes mellitus oft zusätzlich einen Bauchspeicheldrüsen-bedingten Verdauungsenzymmangel aufweisen.
Verdauungsenzyme lindern Blähungen
Bestätigt eine Stuhluntersuchung einen Verdauungsenzymmangel, muss dem Körper das zugeführt werden, was er selbst nicht mehr ausreichend bilden kann: Verdauungsenzyme in Enzympräparaten aus der Apotheke. Diese werden z.B. aus Reispilzkulturen gewonnen. Zu jeder Mahlzeit eingenommen helfen diese dabei, die Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate aus dem Speisebrei aufzuspalten, damit diese zur Energiegewinnung und für den Muskelaufbau genutzt werden können. Die vegetarischen Enzyme sind besonders effektiv, da sie im Gegensatz zu Verdauungsenzymen tierischer Herkunft (Pankreatine) bereits früh im Magen und auch im Dünndarm wirken. Werden die Blähungen durch eine EPI verursacht, müssen diese nicht in Kauf genommen werden. Eine Enzymersatztherapie ist eine effektive Möglichkeit, Darmwinde, aber auch die anderen EPI-Symptome wie Durchfälle und Oberbauchschmerzen zu reduzieren, zudem hilft sie dabei, Blutzuckerentgleisungen zu minimieren.“
Tipps für ein paar kleine Veränderungen im Alltag, die die Verdauung ganz nebenbei unterstützen:
- Verzichten Sie auf zu enge Hosen oder eng geschnürte Gürtel.
- Nehmen Sie sich Zeit für die Mahlzeiten, schlingen Sie nicht und essen Sie nicht im Gehen.
- Greifen Sie nur zu stillem Mineralwasser und trinken davon am besten zwei bis drei Liter am Tag.
- Verzichten Sie auf Kaugummi, da dadurch vermehrt Luft in den Magen gerät.
- Nicht verkneifen: Wer Blähungen unterdrückt, verschlimmert die Beschwerden nur noch.