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Bewegungsmangel erhöht Sterberisiko: Jeder Schritt zählt

Dass sitzende Tätigkeiten das Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen, wurde bereits in den 1950er-Jahren erkannt. Damals kam in einer Studie heraus, dass die Fahrer der Londoner Doppel­decker häufiger an „koronaren Thrombosen“ sterben als die Schaffner, die beim Kontrollie­ren der Fahrgäste im gleichen Bus den ganzen Tag auf den Beinen waren. Seither hat sich der Zusammenhang in zahlreichen Beobachtungsstudien bestätigt.

Die meisten älteren Studien verließen sich allerdings auf die Angaben der Studienteil­neh­mer, die häufig ungenau sind, weil die Erinnerung subjektiv gefärbt ist. In neuen Studien kommen Akzelerometer oder Schrittzähler zum Einsatz, die die tatsächlichen Bewegungen registrieren.

Ein Team um Ulf Ekelund von der Norwegischen Sporthochschule in Oslo hat jetzt die Daten aus acht Studien mit 36.383 Teilnehmern im Durchschnittsalter von 62,6 Jahren ausgewer­tet, von denen 2.149 (5,9 %) innerhalb einer Nachbeobachtungszeit von 5,8 Jahren gestor­ben sind. Die hohe Zahl der Teilnehmer und der Todesfälle verspricht valide Daten. Hinzu kommt, dass die Forscher die Autoren der acht Studien dazu bewegen konnten, die mit den Akzelerometern registrierten Daten einer einheitlichen Auswertung zu unter­ziehen.

Die „harmonisierte“ Meta-Analyse bestätigt die Ergebnisse aus früheren Untersuchungen: Bewegungsmangel erhöht das Sterberisiko. Die gute Nachricht ist, dass bereits wenig Be­wegung das Risiko senkt. In der Studie war der Unterschied zwischen dem ersten Quartil und dem zweiten Quartil sogar am größten. Ab einer gewissen Grenze der täglichen kör­perlichen Bewegung wurde das Sterberisiko nicht weiter gesenkt.

Wer tagsüber genügend Bewegung erhält, kann sich den Besuch des Fitnessstudios am Abend schenken. Wer den gesamten Tag sitzend im Büro verbringt, sollte unbedingt durch Bewegung am Abend oder Wochenende für Ausgleich sorgen. Mehr als neun Stunden sit­zender Tätigkeit war in der Studie mit einem deutlichen Anstieg des Sterberisikos verbun­den.

Die Studie wurde übrigens teilweise von Coca-Cola gesponsert. Der Hersteller der Süß­ge­tränke, die für den Anstieg von Adipositas und Typ-2-Diabetes mit verantwortlich gemacht werden, versucht derzeit, in Werbeanzeigen seine Getränke mit einem aktiven Lebensstil zu verbinden und damit als gesund zu verkaufen – eine zweifelhafte Strategie, da Sport allein nur selten in der Lage ist, Adipositas und Typ-2-Diabetes zu vermeiden.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/