Auch im Lockdown: „Medikamenten-Versorgung war bei Novo Nordisk immer gegeben!“
Von Peter P. Hopfinger
Der „Danish Health Circle“ zum Thema „Typ-2-Diabetes Versorgung in Österreich und Dänemark“ in der Königlich-Dänischen Botschaft Ende Februar war der perfekte Rahmen für das erste Kennenlernen. Seither ist der gebürtige Niederösterreicher, Dr. Bernhard Ecker, aktiv in seiner Rolle als neuer Geschäftsführer des Insulinpioniers und GLP1-Herstellers Novo Nordisk in Österreich. Im Interview mit Diabetes Austria erzählt er über seinen Start, den Einfluss durch Corona und seine Vorstellungen einer modernen Diabetestherapie in Österreich.
Diabetes Austria: Unmittelbar nach der hochkarätig besetzten Veranstaltung in der dänischen Botschaft kam der Lockdown und somit für Sie ein schwieriger Start als neuer Geschäftsführer. Wie haben Sie das erlebt?
Dr. Bernhard Ecker: Stimmt. Die ersten Wochen waren durch Krisenmanagement geprägt, aber mittlerweile können wir uns wieder auf unser langfristiges Ziel, die optimale Versorgung von Menschen mit Diabetes mit modernen Medikamenten, konzentrieren.
DA: Gerade am Anfang des Lockdowns gab es Gerüchte, dass Insulin knapp sei, was dann mancherorts zu versuchten Hamsterkäufen geführt hat. Wie war die Situation tatsächlich?
Dr. Bernhard Ecker: Hier kann ich absolut beruhigen, in allen Bereichen hat es immer ausreichende Produktionskapazitäten seitens Novo Nordisk gegeben, so natürlich auch bei allen Verabreichungsformen von Insulin. Einzig die Logistik war zu Beginn eine Herausforderung, die aber rasch gelöst werden konnte. So wurde beispielsweise von Luftfahrt auf andere Transportmöglichkeiten umgestellt, dadurch war die Verfügbarkeit immer sichergestellt. Allerdings haben Ärzte uns berichtet, dass es während der Corona-Zeit trotzdem zu einer Verschlechterung der Versorgung von Menschen mit Diabetes kam, vor allem auch deshalb, weil viele keine ärztliche Behandlung in Anspruch genommen haben und wichtige Versorgungseinrichtungen schließen mussten. Metabolische Entgleisungen und andere Komplikationen waren die Konsequenz. Hier werden wir sicher auch noch mit Spätfolgen rechnen müssen.
DA: Zu Novo Nordisk sind Sie von einem anderen Pharma-Konzern gewechselt, der Ausgangspunkt Ihrer Karriere war ein Doktorrat in Biochemie. Wo sind Ihre Anknüpfungspunkte zum Thema „Diabetes“?
Dr. Bernhard Ecker: Die Themen „Diabetes“ und „Herzkreislauf-Erkrankungen“ haben mich meine ganze Karriere begleitet. Der Einstieg war zunächst über ein Blutdruckmittel, das ich als Marketingmanager betreut habe. Danach habe ich im Bereich der Herzinsuffizienz gearbeitet und später sogar auch ein Antidiabetikum im Portfolio gehabt. Bei Novo Nordisk hat mich folglich die Produktpalette sehr angesprochen, aber mir gefallen auch das Nachhaltigkeitsprinzip und die Kultur dieses Unternehmens sehr gut. Wir möchten den Patienten ein Leben in bestmöglicher Gesundheit ermöglichen und ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Diese Werte decken sich auch sehr gut mit meiner persönlichen Einstellung.
DA: Sie haben lange im Ausland gelebt. War es auch der Wunsch nach Österreich zurückzukehren?
Dr. Bernhard Ecker: Zu einem Teil sicher auch. Die letzten sieben Jahre war ich in drei verschiedenen Ländern tätig. Es tut sowohl mir als auch meiner Familie gut, dass wir unseren gemeinsamen Lebensmittelpunkt wieder in Österreich haben. Wobei ich aber die wertvollen Erfahrungen der letzten Stationen jetzt ausgezeichnet in meinem Job als Geschäftsführer nutzen kann.
DA: Und Sie leben heute in Wien?
Dr. Bernhard Ecker: Ja, vor allem unter der Woche. Wir leben als Familie sehr verstreut, meine Frau arbeitet beispielsweise in Oberösterreich. Am Wochenende versuchen wir aber die Familie zu versammeln.
DA: Machen wir einen Themenwechsel. Was halten Sie von den geplanten Diabetes-Zentren in Österreich?
Dr. Bernhard Ecker: Wichtig ist aus meiner Sicht vor allem, dass die verschiedenen Ebenen der Diabetes-Versorgung optimal ineinandergreifen. Die bestmögliche Situation für die Patienten entsteht dann, wenn klare Kompetenzen für den niedergelassenen Bereich, spezialisierte Zentren und Krankenhäuser definiert sind und alle Spieler optimal zusammenarbeiten. So hat der Patient in jeder Phase seiner Erkrankung die richtigen Ansprechpartner. Natürlich spielt neben einer entsprechenden Aus- und Fortbildung auch eine konkurrenzfähige Honorierung der Betreuungsleistungen aller befassten Berufsgruppen eine wichtige Rolle für die Sicherung der Versorgungsqualität.
DA: Wie sehen Sie generell das österreichische Gesundheitssystem?
Dr. Bernhard Ecker: Ich habe durch meine Auslandsaufenthalte einen ganz guten Überblick über unterschiedliche Gesundheitssysteme. Im internationalen Vergleich schneidet Österreich gut ab. Das heißt aber nicht, dass man nicht versuchen sollte, systematische Mängel zu beheben. Dazu gehört aus meiner Sicht ganz klar der Zugang zu modernen Arzneimitteln für alle Patientinnen und Patienten. Ich kann hier vor allem für Diabetes sprechen, unser modernstes GLP-1 Therapeutikum ist bereits in fast allen europäischen Ländern verfügbar, in Österreich hat sich dies aus verschiedenen Gründen stark verzögert.
DA: Was würden Sie sich hier wünschen?
Dr. Bernhard Ecker: Zum Beispiel mehr Transparenz im Gesundheitswesen. In Deutschland etwa ist die Entscheidungsfindung, ob ein Produkt erstattet wird oder nicht, wesentlich transparenter und nachvollziehbarer. Der Einsatz von innovativen Therapien hat nicht nur einen medizinischen Mehrwert, sondern führt bei Patienten oft auch zu einer maßgeblichen Steigerung ihrer Lebensqualität. Ich wünsche mir, dass diese Aspekte für die Beurteilung einer Erstattung von den Behörden stärker berücksichtigt werden, traditionell steht in Österreich noch zu sehr der vermeintliche Kostenaspekt im Vordergrund.
DA: Ganz nach der Devise „Hauptsache, es ist billiger“?
Dr. Bernhard Ecker: Oft hat man den Eindruck, ja. Diese Sichtweise greift aber zu kurz, denn miteinrechnen muss man auch die hohen Folgekosten einer suboptimalen Diabetes-Behandlung. Ich spreche zum Beispiel von Amputationen, die für die Patienten dramatische Auswirkungen haben, die zu Invalidität oder sogar zu einem Totalausfall der Arbeitskraft führen können. Zusätzlich zu dem persönlichen Schicksal sind dann die Kosten für unser Gesundheitssystem wesentlich höher als eine Versorgung mit innovativen Medikamenten. Die direkten Kosten des Diabetes und seiner Folgekrankheiten in Österreich werden auf 4,8 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.
DA: Was sollte sich also aus Ihrer Sicht ändern?
Dr. Bernhard Ecker: Die Diabetesversorgung in Österreich muss sich verbessern. Es gibt in der Erforschung von Diabetes-Therapien rasante und sehr effiziente Entwicklungen. Diese Innovationen müssen schneller bei den österreichischen Patienten ankommen. Dadurch, und durch andere Maßnahmen, kann es gelingen, zum Beispiel die unerfreulich hohen Zahlen bei Amputationen zu senken. Schließlich geht es um rund 800.000 Betroffene in Österreich, das ist eine große Zahl.
DA: Noch eine Frage aus der Gemeinde der Insulinverwender. Auf einem der letzten Kongresse in Madrid wurde der neue Novo-Pen 6 vorgestellt. Wann wird er voraussichtlich nach Österreich kommen?
Dr. Bernhard Ecker: Eine Markteinführung wird für das erste Halbjahr 2021 erwartet. Wir feiern übrigens nächstes Jahr das 100-jährige Jubiläum der Insulin-Herstellung. Diese wurde ja von Novo Nordisk maßgeblich geprägt. Wir werden hier auch weiterhin unserer Mentalität als Pionier treu bleiben – und zusätzlich natürlich unsere Palette moderner, nicht insulinbasierter Therapien ausbauen und verfeinern.
DA: Vielen Dank für das Gespräch.