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Antidepressiva erhöhen das Risiko für Schwangerschafts-Diabetes

In einer Kohortenstudie mit Patientinnendaten aus Kanada fanden Forscherinnen erstmals einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Antidepressiva während der Schwangerschaft und einem erhöhten Auftreten von Gestationsdiabetes.

Die Wissenschaftlerinnen Maëlle Dandjinou, Odile Sheehy und Anick Bérard von der pharmazeutischen Fakultät der Universität in Montreal, Kanada, werteten für ihre Studie die Daten der Quebec Pregnancy Cohort aus, die Gesundheitsdaten aller Schwangerschaften zwischen Januar 1998 und Dezember 2015 enthält. 20.905 Frauen entwickelten im Laufe ihrer Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes, ohne dass Risikofaktoren wie Übergewicht und Diabetes Typ 1 oder 2 in der Vorgeschichte vorlagen.

Diesen Frauen stellten die Forscherinnen 209.050 Schwangere ohne Gestationsdiabetes mit vergleichbarem Schwangerschaftsfortschritt gegenüber und verglichen deren Medikation miteinander, also die eingelösten Verordnungen für Antidepressiva. Dabei stellten sie fest, dass 1.152 Frauen mit Gestationsdiabetes (5,5 Prozent) während der Schwangerschaft Antidepressiva eingenommen hatten, gegenüber 8.589 der Vergleichsgruppe (4,1 Prozent), berichten die Wissenschaftlerinnen im Fachjournal »BMJ Open«.

Das relative Risiko war im Mittel um 19 Prozent erhöht (adjusted OR 1.19, 95% CI 1.08 to 1.30), hing aber stark von der Art des Antidepressivums ab. Bei der Einnahme trizyklischer Antidepressiva, vor allem Amitriptylin, war das Diabetesrisiko während der Schwangerschaft um 47 Prozent erhöht und unter selektiven Noradrenalin-Reuptake-Inhibitoren (SNRI), vor allem Venlafaxin, um 27 Prozent. Kein erhöhtes Diabetesrisiko bestand dagegen unter Einnahme selektiver Serotonin-Reuptake-Inhibitoren (SSRI) wie Citalopram, Paroxetin und Sertralin.

Auch die Dauer der antidepressiven Therapie scheint eine Rolle zu spielen. Nahm die Schwangere ein solches Medikament weniger als 90 Tage ein, stieg das Risiko für Gestationsdiabetes im Schnitt um 15 Prozent; bei einer Einnahmedauer zwischen 90 und 180 Tagen um 17 Prozent und bei längerer Einnahme um 29 Prozent.

Die Forscherinnen erklären sich die Beobachtungen durch einen Effekt bestimmter Antidepressiva auf die Glucose-Homöostase, die Insulinsekretion und einer häufig auftretenden Gewichtszunahme als Nebenwirkung. »Unerwünschte Wirkungen von Antidepressiva während der Schwangerschaft sollten gegen die Folgen einer nicht medikamentös therapierten Depression abgewogen werden, insbesondere bei schweren Depressionen«, folgern die Autorinnen. Aktuelle evidenzbasierte Informationen zu einzelnen Arzneistoffen und den Risiken für Mutter und Kind findet man in der Datenbank Embryotox der Berliner Charité.

DOI: 10.1136/bmjopen-2018-025908