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Allerhand aus Alland

Der Doppel-Blog von der „Fit 4 Life“-Reha in Alland

von Bettina Blanc und Peter Hopfinger

Wien/Alland (Peter P. Hopfinger) Die „Fit 4 Life“-Aufenthalte in der Sonderkrankenanstalt Alland finden bereits im vierten Jahr statt. Die Erfolgsgeschichte der Reha-Aufenthalte für jugendliche und junggebliebene Typ-1-Diabetiker geht in die nächste Runde. Diesmal sind nicht nur teilweise Teilnehmer des vorigen Jahres dabei, sondern auch Bettina Blanc, die bereits seit 40 Jahren insulinpflichtig ist. (Beiträge von ihr finden sich in Ansichten/Einsichten)

Gemeinsam werden wir unsere verschiedenen Eindrücke aus Alland in einem Blog veröffentlichen. Wir freuen uns, wenn Sie uns in den nächsten drei Wochen bei unserem ungewöhnlichen Reha-Aufenthalt begleiten und versichern schon jetzt:

Es passiert „Allerhand in Alland“.

Bettina Blanc - 1.0

1. Überwindung – ich fahre eine längere Strecke mit dem Auto, was ich nicht so mag. (Hopfinger hat sich das gewünscht wg. Ausflüge machen) Bin aber rechtzeitig angekommen und ohne Hypo und ohne Unfall!!

2. Jugendturnus – ich bin halt schon bald 50 Jahre alt und ich bin halt auch schon  über 40 Jahre „juvenile“ Diabetikerin (Hopfinger hat sich das gewünscht, weil er meint, dass wäre positiv für die Jungen)  Bin dabei, aber muss das Jugendliche in meiner Seele nicht übertreiben ( aufdringlich) aber auch nicht unterdrücken ( weil ich´s noch so spür!)

3. Unterschiede – im Umgang der Jungen „juvenilen“ DiabetikerInnen zu meiner Erinnerung in meiner „juvenilen“ , jungen Diabetiker-Zeit.  Bin der Meinung, dass es sich im psychologischen Umgang mit der chronischen Krankheit nix geändert hat. Glaube aber, dass die technischen Hilfsmittel manches Mal die zu lernenden Inhalte verschleiert in manchen Zentren (weil ja das technische Hilfsmittel eh schon fast alles fast autonom kann).

Bin also da und warte, was sich noch alles ergeben wird! Mit riesengroßer Neugierde!

 

Peter P. Hopfinger - 1.0

Große Freude bei mehr als der Hälfte der 25 Teilnehmer beim ersten Fit4Life-Turnus 2019 in der Sonderkrankenanstalt Alland in NÖ. Nicht nur, weil diese 25 Typ-1-Patienten im Alter von 16 bis 64 Jahren an einem sehr speziellen und ihren Bedürfnissen angepassten Drei-Wochen-Aufenthalt teilnehmen können. Man kennt sich auch teilweise schon. Janni, Jasmin, Dominik, Anita, Martina und andere kennen einander bereits von vorherigen Aufenthalten. Neue Gesichter kommen dazu, auch neue Geschichten mit dem sich wiederholenden Thema "Wie der Diabetes in mein Leben kam und wie ich die Schwierigkeiten mit ihm meistere".

Schnell sind wir alle "per Du", fast noch schneller eine Whats-up-Gruppe gegründet. Es herrscht Stimmung wie auf einem Ferienlager, obwohl es um eine ernste Sache geht. "Mit Spaß und guter Laune" so unser Sport-Coach Wolfgang sollen hier in den nächsten Tagen und Wochen vor allem jünger Menschen fit fürs Leben - also "Fit 4 Life"  gemacht werden. Mehr dazu demnächst.

Bettina Blanc 2.0

1. Wir sind auf den Hund gekommen! Also nicht wir – im 2. Turnus hat eine Diabetikerin einen Therapiehund mitnehmen dürfen, der genau bekannt gibt, wann sein „Herrl“ zu hohe oder zu niedrige Blutzuckerwerte hat. Bei so vielen DiabetikerInnen eine Herausforderung. Wir sind aber alle recht begeistert von diesem aufmerksamen tollen und auch wertvollen Begleiter.

2. Die soziale Komponente zwischen uns „juvenilen“ DiabetikerInnen im im Alter zwischen 15 und 34 Jahren und älter hat gerade einen ziemlich hohen Stellenwert.

Erstens haben wir alle was gemeinsam: den Sch….- Diabetes.

Zweitens sind wir in unserem Diabeteshandling sehr unterschiedlich und dadurch erleben wir die Vielfältigkeit der Erkrankung – diversity. Dieses selbstverständliche und dauernde Unterhalten darüber entspannt nicht nur mich, sondern hilft auch allen anderen.

Entdeckungsreise - dieser Turnus bietet uns die spürbaren Ergebnisse bei Bewegung und Waldspielen. Augen, Ohren, Nase – auch die diabetischen – sind schon zu zivilisiert geworden. Wir haben versucht unsere Sinne heute wieder zu schärfen: Die Kraft, die in den entdeckten Blättern steckt, hat uns David – der Waldpädagoge toll erklärt.

Wir lernten bei einem lustigen, gruppendynamischen Spiel unsere Ohren zum Richtungshören zu schärfen.

Warum?

Wahrscheinlich um unsere Sinne auch für den eigenen Körper und die Vorgänge darin besser wahrnehmen zu können.

So ein schöner Tag!

Peter Hopfinger 2.0

Jasmin ist 17 Jahre und seit zwei Monaten überglücklich: so lange bewacht Labrador-Mischling Morpheus schon ihren Schlaf und stupst sie - egal ob sie schläft oder nicht - wann immer er mit seiner feinen Nase eine Veränderung in ihrer Atemluft riecht. Mit kräftiger Unterstützung der "Aktion Kindertraum" wurde die rund 25.000 Euro teure Ausbildung von Morpheus finanziert. Seither haben die beiden eine nahezu unzertrennliche Gemeinschaft gebildet. Und weil Morpheus nicht nur ein extrem wohlerzogener, sondern auch ein " medizinisch zertifizierter" Hund ist, darf er auch in Krankenhäuser.

Die Begeisterung für Morpheus steckt alle an und zaubert uns schon frühmorgens ein Lächeln ins Gesicht. Für Jasmin hat sich mit Morpheus viel geändert: sie muss sich nicht mehr vor nächtlichen Unterzuckerungen fürchten und dazu hat sie einen verlässlichen Hundefreund gefunden.

Bettina Blanc 3.0

Koordinaten ist nicht gleich Koordination

Nur, weil das Reha-Zentrum Alland 48°3´N 16°5´O liegt, heißt das nicht, dass ich zweimal klatschen, dabei im Trippelschritt von Reifen zu Reifen hüpfen und noch dazu eine Rechnung lösen kann!!!

Koordination heißt, dass Hände und Füße gleichzeitig unterschiedliche Dinge machen müssen. Jung und Alt hatten mit zunehmender Aufgabenstellung auch Schwierigkeiten. Ehrlich gesagt waren die Jungen ( bis 34 ) doch etwas koordinierter als wir (ab 34 Jährigen). Nicht nur durch die Bewegung sondern auch durchs Denken kamen wir ins Schwitzen und in den Unterzucker.

Weil sich dadurch die Flexibilität des Gehirns zeigt. Auch die Aufmerksamkeit gesteigert wird und die Merkfähigkeit zunimmt.

Also besser öfter einmal die rechte Hand Achter in die Luft zeichnen lassen und die linke gleichzeitig Kreise malen lassen, damit die Zellerneuerung nach Hypos bis ins hohe Alter gewiss stattfindet und unterstützt wird.

Weil ich dann beim Zwischendurchwandern ohne KOORDINATION mit dem Wetterbericht waschelnass nach Hause kam, hätte mir dieselbige im Vorfeld helfen können.

Die KOORDINATEN allerdings in keinem Fall!

Peter Hopfinger 3.0

Die "No-Go´s" beim Reha-Aufenthalt

Zusammenleben erfordert Regeln, auch zu Hause und im Beruf. Besonders aber in einer Anstalt wie Alland, wo etwa 150 Patienten koordiniert werden müssen. Jeder hat Termine beim Arzt, bei Beratern, bei Anwendungen oder eigenen Aktivitäten. Zwingend notwendig ist daher, sich an die Regeln zu halten, die das Haus vorgibt. Es ist schließlich ein Krankenhaus.

Der Aufenthalt wird zudem von den Krankenkassen finanziert und nicht nur deshalb haben Menschen, die glauben, hier eine Art bezahlten Urlaub machen zu können, genau hier nichts verloren. Reha ist Arbeit an und für sich, aber das kann auch sehr lustig sein.

Was nicht geht?

Permanentes Unpünktlichsein - stört den Rest der Gruppe.

Missachtung von strikten Anordnungen wie etwa dem Rauchverbot in und ums Haus. Nur ein kleiner Pavillion in gut 20 Meter Entfernung ist samt ein paar Bänken Raucherzone. Auch Rauchen im Wald ist strikt untersagt.

Alkohol und andere Substanzen sind streng untersagt. Nur bei Alkohol gibt es einen einzigen ärztlich und medizinisch kontrollierten Testabend. Wer sich es unbedingt anderweitig besorgen will - womit auch immer - kann Koffer packen und zahlt die bisherigen Aufenthaltstage selbst.

Auch Skurilles ist nicht statthaft. Ein Patient verwandelte sein Zimmer innerhalb weniger Tage in eine Messi-Hölle - das Reinigungspersonal streikte. Der Patient rauchte zusätzlich am Zimmer und ließ bis spät in die Nacht sein TV-Gerät bei offenem Fester in voller Lautstärke laufen. Er fuhr kurz darauf nach Hause.

In einem anderen Fall boykottierten ein paar Typen die gruppendynamischen Spiele einer ganzen Gruppe. Ein gemeines No Go!

Eine andere Patientin geisterte zu später Stunde im Nachthemd durch die langen Gänge. Ob sie Schlafwandlerin war, konnte ich nicht eruieren, jedenfalls dauerte ihre Therapie nicht volle drei Wochen.

Soviel dazu, wie es nicht geht.

Wie es geht, auf einen Reha-Aufenthalt oder einen Fit4Life-Turnus nach Alland zu kommen, erfahren Sie unter folgendem Link: https://www.ska-alland.at/de/home/

 

Peter Hopfinger 4.0

3 Angels for Twobeers

In loser und keineswegs vollständiger Reihenfolge möchte ich einzelne Teilnehmer unseres Turnus vorstellen. Heute ist Lisa an der Reihe: sie ist 24 Jahre, kommt aus Braunau und ist von Beruf Krankenschwester. Vor zehn Jahren wurde bei ihr Typ 1 diagnostiziert und ja, diese Diagnose hat bei der Berufswahl durchaus eine Rolle gespielt. Schon heute fragen die Kollegen des Krankenhauses bei ihr nach, wenn sie es mit einem Typ-1-Patienten zu tun bekommen.
Trotzdem: Lisa war noch nie auf einer Reha und wollte es „sich einmal anschauen“. „Ich wollte mehr über die technischen Möglichkeiten von heute erfahren und mich mit anderen Schicksalsgefährten austauschen“, erzählt sie freimütig. Ihr Fazit nach knapp einer Woche: „Ich bin voll begeistert und noch mehr motiviert“, strahlt sie.
Das tut sie oft, die junge Frau, die in ihrer Freizeit noch einen zweiten Job hat. Mit ihrer Band „3 Angels for Twobeers“ (gemeint ist nicht der Gerstensaft sondern der Schlagzeuger des Quartetts, Tobias) ist sie aktuell gut gebucht und spielt bei ihren Auftritten fast alles von den 80ern bis heute. Nur beim Stichwort „Schlager“ rümpft sie die Nase. „Nein wirklich, Schlager spielen wir keine!“
Mehr über die „3 Angels for Twobeers“ findet man auf Facebook unter 3Angels For Twobeers

 

Bettina Blanc 4.0

„Bua, dir wird dei  Hos´n z´weit – geh zum Oazt!“
(Lieber Sohn, deine Hose ist dir zu weit, bitte geh doch zum Arzt)

„So wurde mir mit 20 Jahren glücklicherweise gleich Blut abgenommen. Blöderweise war das Ergebnis Typ 1 Diabetes.“
Mario, 34 Jahre alt, lebt in Niederösterreich und seit seinem 8. Lebensjahr mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder zusammen. Der Vater hatte sich scheiden lassen.
Seine Großeltern waren  in der Anfangszeit seine Ansprechpersonen, da die alleinerziehende Mama arbeiten musste.
Opa hatte schon lange „Zucker“ und fiel einmal vor Marios Augen kurz vor dem Küchenkasterl  um, in welchem der Traubenzucker  war. „Später erst wurde mir klar warum.“ erzählt er.
 
Seit seinem 14. Lebensjahr hatte Mario  schon die gemeinsame Verantwortung übernommen – für sich und seinen Bruder.
Als dann mit 20 klar war, dass er Diabetes hatte, wurde dem sportlichen Fußballer eine weitere Verantwortung übergeben.

Mittlerweile ist der 34jährige junge Mann ein stolzer Hausbesitzer (selbst gebaut) und arbeitet als Chef-Logistiker mit acht Mitarbeitern. Anna, seine Freundin studiert noch, ist aber enthusiastische Partnerin.
Mit all seinen Hoch´s und Tief´s ist sein wichtigster Leitsatz: Geht ned, gibt´s ned!

 

Peter Hopfinger 5.0

Kurschatten und ihre Schattenseiten

Er gehört seit der Erfindung der „Kur“ zu ihr wie der Deckel zum Topf – der Kurschatten. Er ist keineswegs nur männlich und viele Geschichten und Anekdoten und vielleicht auch die eine oder andere lustvolle oder wehmütige Erinnerung lassen ihn unvergesslich sein.

Dabei ist ja gegen einen Flirt oder gar eine Affäre während des dreiwöchigen Aufenthalts gar nichts zu sagen, wenn Schatten und Beschattete/r einig sind. Im Gegenteil: es gibt Mediziner, die der Ansicht sind, dass so eine kurze Geschichte sogar positiv verstärkend wirken kann.

Blöd wird es nur, wenn einer von beiden grundsätzlich kein Interesse hat und der oder die „SchattenspenderIn“ das entweder nicht mitbekommt oder – schlimmer – es ignoriert. (Eine kompliziertere Variante: einer der beiden will die Liaison auch aus der Anstalt mit nach Hause nehmen, aber der/die andere hat zu Hause eine aufrechte Partnerschaft.) Das ist dann eine echte Schattenseite.

Wie gesagt: bei Einigkeit ist es ja kein Problem, aber wie agieren, wenn man kein Interesse hat? Unhöflich will man ja auch nicht sein. Frauen haben längst gelernt, nein zu sagen und tun das auch. Männer sind Anmache von Frauen weniger gewohnt und tun sich deshalb manchmal schwer.

Trotzdem gilt: Mann und Frau müssen im Ablehnungsfall strikte Trennlinien ziehen.

Bis hierher und nicht weiter. Das haben in heutigen Zeiten auch die einfachsten Männer zu verstehen und tun es meist auch. Aber auch Frauen müssen es verstehen, was Prinzessinnen unter ihnen gar nicht so leichtfällt.

Was man auf keinen Fall tun sollte? Seine Zimmernummer verraten, denn sonst kann das als Einladung verstanden werden. Plötzlich klopft es an der Tür: „Kann ich reinkommen?!“ Aber diese Schattenseite gibt es wohl nur in Einzelfällen, oder?

Bettina Blanc 5.0

Danke, jetzt is ma kloa!

Ich beobachte die „frisch G´fangten“ beim Hantieren mit 12 und 14 Broteinheiten (BE)  beim Frühstück. Es gibt Mädchen mit gutem Süßigkeitenumgang – 3 Twix mit Pringles als Zwischenmahlzeit und für die Nachspeise zum Nachtmahl dann noch ein Sackerl Skittles pro Person!
Otto Normalverbraucher würde milde den Kopf schütteln und lapidar: „Na so sind´s halt – die Jungen!“ abwinken.
Der erwachsene Diabetes-Otto würde die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und fragen, ob denn Diabetes – Zuckerkrankheit heißt?
Die Antwort: 12 bis 14 BE sind völlig in Ordnung, wenn die richtige Menge Insulin verabreicht wird und der Blutzuckerverlauf während der Verdauung kaum die 180 – 200mg/dl überschreitet .

Die Megaladung Süßigkeiten ist dagegen auf Dauer ein „Himmelfahrtskommando“. Vor allem deshalb, weil die dazu passenden Diabetiker sich um den Verlauf des Zuckeran- und abstiegs in den seltensten Fällen größere Gedanken machen. Diese Diaseele fragt sich dann nur am nächsten Tag, wie das sein kann, dass der Blutzucker über 250mg/dl liegt, obwohl man eh gespritzt hat.

So – und jetzt zu mir! In meinem 42 Jahre alten Diabetikerleben habe ich die „kleine“, die „jugendliche“, die „junge“ und die „alte“ Diabetikerseele sehr präsent. Meine Empathie bei Süßigkeitenfressattacken kommt nicht von Ungefähr. Auch das Verständnis für – ich muss dringend rauchen und will´s mir bestimmt nicht abgewöhnen (geht ja gar nicht!)  bis hin zu – ich bin einfach zu müde, es ist mir alles sch…egal oder aber bei Wettbewerben einen Überehrgeiz entwickeln müssen!!!!!

All das wohnt in einer jugendlichen Seele! Zu dieser Zeit wurde ich FIT geschult und bekam all diese Freiheiten „geschenkt“ – leider recht tückisch, weil da wohnt ja noch ein anderes Hormonbündel drin.

Die junge Seele plagte sich dann mit den Fragen: Was will ich werden? Wohin soll´s gehen? Brauch ich einen Seelendoktor oder sollte ich den Zucker besser in den Griff bekommen? In dieser Zwickmühle hab ich zwar einige Fortbildungen besucht gehabt, aber die Umsetzungen waren zu marginal, um mich aus dieser Misere zu befreien.

Die „alte“ Bettina – Ehefrau, Mutter, Lehrerin hat nun endlich verstanden – Unsterblich bin ich nicht – Spätfolgen habe ich selber zu verantworten – und es geht Vieles ohne Seelendoktor, wenn der Blutzucker „gerade“ läuft.
Tja – für mich bleibt nur noch die Frage offen: Warum erlauben sich aktuell manche Jugendliche einen so häufigen und unbeherrschten Umgang mit Süßem?

Heute Früh ist mir klar geworden, warum.
Meine Ausgangsbedingungen vor 40 Jahren: „Du musst um 7, um 10, um 11, um 1, um 3, um 6 und um 9 Uhr eine bestimmte Menge Kohlehydrate zu dir nehmen! VERBOTEN sind alle Süßigkeiten, auch Getränke mit Süßstoff, 1 zuckerfreier Kaugummi pro Tag und das war´s!!!!

Morgens spritzen! Mit 7 Jahren fühlte sich das wirklich wie eine arge Krankheit an. Außerdem war jede Menge Verzicht zu üben: Kein Eis im Sommer  (Diabetikereis nur um 3.00 Uhr und es schmeckte ekelhaft, sodass der Verzicht leicht fiel!)

Heute beginnt dank der Fit-Therapie der Arzt mit den Worten: „Sie können so leben, wie jeder normale Mensch! Bisserl gesünder, bisserl mehr Bewegung und man muss schon auf das Insulin achten und etwas über Basis- und Bolusabgabe wissen und……..!“

„Gesagt, getan!“ denken sich da manche Jugendliche, weil der Unsterblichkeitsblick gegeben ist, weil das Revoluzzern der Jugend gehört, weil man in der Peergroup als gleichwertig angesehen werden will. Das Wissen über die Konsequenzen wird gehört, aber ignoriert, weil der Jugendliche im Jetzt und Heute lebt und zur jugendlichen Gelassenheit und Wurschtigkeit neigt. Es gibt keinen Verzicht mehr über einen längeren Zeitraum.

Jede dieser Seelen in meiner Brust ist jederzeit abrufbar. Sie fühlen sich manchmal anstrengend an, haben aber eine enorme Entwicklung genommen, und werden von allen Mitwirkenden in Alland sehr liebevoll und wertschätzend unterstützt!

 

Peter Hopfinger 6.0

Lehr-Küche statt leerer Küche

Es ist doch im Alltag oft so: der Kühlschrank ist fast leer oder mit Hochkalorischem vollgestopft, die Zeit für´s und die Lust am Kochen fehlt auch. Die Lösung ist oft: ein Lieferservice anrufen oder ein Fertigfutter aus der Kühltruhe, rein in die Mikro und in fünf Minuten dampft etwas auf dem Tisch. Das sieht zwar dann aus wie vernünftige Nahrung, ist aber in vielen Fällen eine mit Fett und Zucker angereicherte Kalorienbombe.
Der Allander Diabetologe Dr. Johann Benedek sagt von sich selbst: „Ich darf hier seit 30 Jahren Doktor spielen, wäre aber eigentlich gerne Koch geworden.“ Er reist viel und gerne und kocht in jeder Weltgegend mit Einheimischen lokale Köstlichkeiten. „So lernt man Land und Leute wirklich kennen“, ist der Mediziner überzeugt.

Einer zehnköpfigen Gruppe aus unserem Turnus (mehr haben sinnhafter Weise beim Kochen nicht Platz) will er in einem Experiment zeigen, wie einfach einerseits ein Thai-Chicken-Curry mit Gemüse und Reis und andererseits Himbeereis herzustellen ist.

Bettina Blanc 6.0

Süße Grüße vom Schätze schätzen

Im Supermarkt befindet sich die Abteilung mit den „süssen Schätzen“ oft in Kassennähe: Gummibärli, Nimm2, Sportgummi, Chips, Toffifee, Raffaello und unendlich viel mehr. Lauter großartige Versuchungen, die auch Diabetiker diese Süßigkeiten manchmal mit sabbernden Mäulern in den Einkaufwagen legen lässt.

Daheim „gönnt“ man sich dann - wie alle Normalsterblichen auch - einige Stückerln. Die Schlauen unter uns haben für diesen Genuss schon eine eigene Strategie entwickelt.
Für weniger Broteinheiteninteressierte gab´s dieser Tage eine wunderbare Stunde der Erkenntnis! Wir können alle Süßigkeiten nicht nur ausrechnen, sondern uns auch stückweise an die 1 BE – Liste heranarbeiten.

Gesagt, getan. 25 Fit 4 Life-PatentInnen hatten ca. 50 Produkte zur Auswahl – alles oberaffengeile Dinge!
Unser Auftrag hieß: Stellt fest, wie viel Gramm Kohlehydrate sind in 100g des Produkts zu finden?
Wie viel Gramm hat dann 1 BE? Wiege ab! Stelle fest, wieviele Stück es dann sind oder wie groß diese Portion am Teller aussieht, wenn sie 1 BE hat?
Wie emsige Bienchen summten, murmelten und rechneten wir und schrieben mit Erfolg eine perfekte Süßigkeitenliste mit Stück und Größenangaben für 50 Schätze.

3 Stück Toffifee sind 1 Be, auch 3 Stück Raffaello sind 1BE, bei den restlichen Süßigkeiten lasse ich Leserin und Leser gerne alleine ins Geschäft wandern, die Lieblingsprodukte aussuchen. Dann fotografiert er/sie die Rückseite des Produkts mit den nötigen Angaben. In einer Stunde wird alles berechnet und mit Familie oder Freunden zusammen gefuttert  – was für ein Fest!
Mit süßen Grüßen Eure Bettina

 

Peter Hopfinger 7.0

Chillen in der Sommeridylle vor der Experimental-Woche

Bienensummen, Vogelgezwitscher, Enten schnattern am Teich und streiten um mitgebrachtes Brot - wir sind im 2. Wochenende unseres dreiwöchigen Aufenthalts angekommen. Ein paar besonders Sportliche spielen Tischtennis oder machen sich auf, um die Umgebung wandernd zu durchstreifen. Es riecht nach Sommer.

Die sonst so geschäftigen Plätze der Anstalt - Trainingsräume, Massagestationen und Hometrainer - sind verwaist. Sogar am stets besetzten Stützpunkt finden sich heute keine Menschentrauben.

Die Gründe sind einfach: am 2. Wochenende dürfen sich viele eine Auszeit nehmen, bekommen Besuch, machen Ausflüge, gehen ins Bad oder chillen bei einem guten Buch.

So ruhig das Wochenende, so spannend wird die dritte Woche. Nachdem wir - siehe oben - das Pizza-Experiment erfolgreich abgeschlossen haben, freuen wir uns auf weitere lebensnahe Experimente, die auf uns zu kommen. Da ist zum einen der China-Tag, an dem wir uns von einem Lieferservice asiatische Speisen bringen lassen. Auch dabei muss wieder zunächst eingeschätzt und dann entsprechend Insulin gespritzt werden. Gar nicht so einfach, wenn man weiß, dass die chinesische Küche oft mit Zucker arbeitet. Reis und Nudeln müssen ohnedies berücksichtigt werden und die oft süßen und fetten Sossen sind noch ein eigenes Kapitel. (Wir werden berichten).

Die zweite Herausforderung ist ein Alko-Test der besonderen Art. Wir werden unter ärztlicher strenger Kontrolle testen, was der Alkohol mit Menschen mit Diabetes macht. Bier, Wein und sogar Hochprozentiges werden für jeden Einzelnen genau protokolliert. Und dann kommt der Blick auf die CGM´s oder den Libre, um zu verfolgen, wie der Blutzucker bei Alkohol fällt oder steigt oder beides.

Zuvor gibt es Montag abend noch eine Benefiz-Veranstaltung. Unter dem Titel "Semmelnknödeln" dürfen Bettina und ich Texte von Karl Valentin und Liesl Karlstadt zum Besten geben. Lisa Brandmeier von den 3Angels 4 Twobeers" wird uns musikalisch unterstützen. Der Eintritt ist selbstverständlich frei. Wir freuen uns aber über Spenden für Diabetes-Kindercamps! Mehr darüber demnächst.

Bettina Blanc

Spotlights

Sitzt eine Frau beim Essen und schaut auf den Teller mit Schnitzel und Kartoffelsalat.  Leise murmelt sie: „Drei und Eins ist Vier.“ Sie denkt und sagt: „Na, dann mach´ ma 5. Vielleicht nehm´ ich mir  dann noch ein Joghurt.“

„Geht das überhaupt mit 124??“ fragt ihr Gegenüber.

Die Frau verdreht die Augen: „Na sicher geht das!“

WER IST DIE FRAU???

Eine völlig genervte Typ 1 Diabetikerin mit ihrem Mann beim Heurigen außerhalb der REHA.

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„Da geht was!“ meint Rudi zu Bobby beim Frühstück.

WAS MEINT RUDI?

Als er die 49mg/dl Blutzucker bei Bobby entdeckt, will er ihn zu einem deutlich süßeren Frühstück animieren.

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Frau Navratil starrt auf ihr Handy. Sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und ruft laut:

„Naaaaaa, ned scho wieda 286! So ein Scheiß!“

MEINT FRAU NAVRATIL IHRE FOLLOWER?

Nein, sie liest auf ihrem Handy ihren Blutzuckersensor ab und erkennt, dass die vielen Korrekturinsulineinheiten gar nichts genützt haben.

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„In da Frua gibt’s fünf Lebern und daun späda hau I a no drei Lebern eine!“

KOCHT HIER JEMAND? Beschreibt hier jemand seine Alkoholmengen? Und: wie hängt das mit dem Diabetes zusammen?

Tja, der Morgen- und Abendgupf (Dawn-  & Dustphänomen) ist ein erhöhter Insulinbedarf, den DiabetikerInnen individuell bedenken und spritzen müssen. Der Blutzucker wird dabei von der Leber ausgeschüttet. In Lainz spricht man darum von Leberinsulin – deshalb!

Peter Hopfinger 8.0
Raucher und Smartphone-User

Dass ein Krankenhaus „rauchfrei“ ist, finden die meisten Menschen heute normal. Und natürlich legt auch Primaria Dr. Claudia Francesconi nicht nur Wert darauf, sondern ließ die von ihr geleitete Anstalt auch mit einem Rauchfrei-Zertifikat auszeichnen.

Doch: ganze ohne Rauch geht es für viele Patienten nicht und so ist nicht verwunderlich, dass 50 Meter vor dem Pavillon Widholz die einzige Raucherzone des Komplexes zu finden ist.

Hier versammeln sich in schöner Regelmäßigkeit die Nikotinjünger. Das sind jene meist stark übergewichtigen Patienten, die meist sehr gesellig sind. Der Schmäh rennt hier mehr als anderswo, die RaucherInnen sind meist kommunikativer und finden durch die Gewohnheit auch leichter zu einander.

Hier in Alland sollen gerade übergewichtige Typ-2-Diabetiker einerseits abnehmen und andererseits auch das Rauchen reduzieren oder gar aufgeben. Eine Quadratur des Kreises. Denn jeder Nikotinabhängige (inklusive mir, der aber „nur“ noch fünf Glimmstängel pro Tag konsumiert) weiß: wenn man mit dem Rauchen aufhört, nimmt man – bedingt durch den veränderten Stoffwechsel – sechs bis acht Kilo zu. Wie soll das zusammen passen?

Hier fokussiert man klarerweise den Gewichtsverlust, nicht ohne den Rauchern von einem Psychologen-Team Hilfe anzubieten. Wer angibt, Raucher zu sein, wird verpflichtend zu einem Beratungstermin eingeladen. Doch für Mag. Markus Fahrnberger und seine Kollegen ist es nicht leicht: „Wer gar nicht will, bei dem haben wir auch keine Chance“, meint Fahrnberger leicht resignierend, versteht aber auch, dass schwer Übergewichtige ihre Präferenzen haben.

Smartphone-Verwender sind hier so häufig anzutreffen, wie in U-Bahnen oder auch anderswo. Sie verschicken aber nicht nur Grüße, posten Bilder oder telefonieren nach Hause. Hier in Alland macht man sich auch die sozialen Netzwerke zunutze.

Und jene Patienten, die eine Pumpe, ein CGM oder auch Insulinpumpen verwenden, steuern sogar ihr technisches Equipment mittels App. Beim Jugendturnus – ich hab es eingangs erwähnt – kommunizieren alle 25 Mitglieder über eine WhatsApp-Gruppe. Das ist wesentlich einfacher, als auf Papier ausgedruckte Trainingspläne und lässt auch – im Fall von Änderungen – sehr rasche Information an alle zu.

Freilich: manche Mediziner und Coaches sind der Meinung, dass man auf einem Reha-Aufenthalt auch durchaus einmal das Phone beiseitelegen oder seinen Gebrauch zumindest einschränken sollte. Ich frag mich, wie das gehen soll, vor allem da ich auch meine Fitness-Apps darauf im Einsatz habe.

Der Weisheit letzter Schluß ist hier noch nicht gefunden, aber ich bekenne: ich freu mich, dass ich bereits im Vorjahr bei einer Gruppe „Fit4Life“ dabei war. Denn mit manchen der Kollegen von 2018 bin ich noch heute elektronisch verbunden. Aber ich erinnere mich auch an meinen ersten Aufenthalt in Aflenz Ende der 90er-Jahre. Da war von Smartphones noch nicht die Rede und trotzdem haben wir die drei Wochen überlebt. ;-)

PS: Kleiner Nachtrag zum gestrigen Kulturabend, bei dem Bettina und ich unter dem Titel "Semmelnknödeln" eine Lesung mit Werken von Karl Valentin und Liesl Karlstadt abhielten. Musikalisch unterstützt wurden wir von Lisa Brandmeier von den „3 Angels 4 Twobeers“ und rund 25 Gäste ließen sich von uns unterhalten, lachten und spendeten nicht nur Applaus.

Bei  einer Sammlung nach Ende des Programms kamen beachtliche 264 Euro zusammen, die von uns natürlich Kinderprojekten der SH-Gruppen Diabär und ÖDV zur Verfügung gestellt werden.

 

Bettina Blanc 7.0

3mal täglich: 20 Tropfen Egoismus
energisch- energetisch- egoistisch

Ein Pflichttermin für alle Jugendlichen sind 25 Minuten Gespräch mit den Psychologen. Außerdem gibt es noch allgemeine psychologische Vorträge, die sich der Entstehung von Krankheit im Arbeitsprozess sowie der Gesunderhaltung widmet.

In meinem Einzelsetting kam eine (eigentlich mehrere) erzählenswerte Erkenntnis zu Tage: ZUCKER IST ENERGIE – IST DIE ENERGIE AUFGEBRAUCHT, ist - wie bei Gesunden - alles im Ungleichgewicht.
Ich – also alle DiabetikerInnen – müssen energisch diesen Zuckerhaushalt in Ordnung halten. Lasse ich ihn durch Faulheit – Grant oder andere Umstände – schleifen, bin ich energetisch bald am Ende.
Der nötige Egoismus wurde mir mit 3x 20 Tropfen pro Tag verschrieben, sodass ich keinesfalls vergesse Dinge zu tun, die meine Energiereserven „füttern“. Heißt aber NICHT, dass ich viel essen soll. Gemeint ist vielmehr: neben des Blutzuckermanagements sehr achtsam Dinge zu tun, die mich zufrieden machen.

Bei Anfragen anderer, ob ich ihnen helfen könne – entschieden folgende Sätze üben:

  • Ja, gerne. Doch musst du dich gedulden, denn ich werde vorher noch z.B Karaoke singen, die Musik anhören, den Artikel fertiglesen, mit meiner Freundin fertig telefonieren, meine Bewegungseinheit machen usw. usf.
  • Nein, heute nicht – ich habe noch etwas vor!

Schwierig für den Alltag, aber Übung macht bekanntlich den Meister!

Und wie gesagt ohne Energie geht gar nix!  

 

Bettina Blanc 8.0

Nehmen Sie hoch das Bein, treten Sie ein

32 Stufen pro Stockwerk, ca. 150 Schritte bis zum Zimmer – diese zurück gelegten Entfernungen und Wege etwa fünfmal pro Tag – bedeuten für den Durchschnittseuropäer schon täglich einen hohen Kalorienverbrauch.
Deshalb fahre ich im Reha–Zentrum kein einziges Mal mit dem Lift!

Denke ich an daheim, muss ich leider feststellen, dass mein Haus nur 20 Stufen besitzt und ich nur ein Stockwerk erklimmen muss. Dann denke ich an Gemeindebauwohnungen, wo es sehr wohl ein Treppenhaus mit vielen Stufen, aber auch jede Menge Liften gibt!

Es reicht nicht, wenn man/frau mehrmals täglich daran erinnert wird, dass Bewegung das Um und Auf jeder gesunden Lebensführung ist.

Es ist uns völlig egal, wenn es Schwerpunktwochen im Fernsehen zum Thema Bewegung und Gesundheit gibt. Genauso wie die zahlreichen Magazine, Zeitungen und Radiosendungen, Dokumentationen über Essverhalten und Bewegungsmangel in Amerika und bald auch in Europa!

Zahlen schrecken uns nicht. Erkrankungen von Familienmitgliedern und nahen Verwandten und Bekannten beeindrucken uns wenig. Diese mit Bewegungsmangel in Verbindung zu bringen fällt nur den Sportwissenschaftern, Journalisten, Lehrerinnen, Ärzten und Krankenschwestern ein.

WARUM SCHRECKT UNS DAS ALLES SO WENIG?
Kann sein, dass wir unseren Körper schon zu wenig spüren. Mag die Ursache in der Familie liegen. Auch das Überangebot der ständigen Erinnerung an dieses Faktum Bewegung kann einen taub machen für die Message!

Stop – Aus – Aufgepasst! Lass dir zu deinem Glück helfen, such Dir Hilfe und erinnere - auch und gerade, wenn`s schon scheinbar zu spät ist – deinen Arzt/Ärztin beizeiten an die Möglichkeit eines Reha- Aufenthalts.

 

Bettina Blanc 9.0

Splish-splash and I´m taking a bath

Im Indoor-Pool in Alland darf man mit ärztlicher Erlaubnis auch alleine plantschen -  jeden Abend eine Stunde mit Aufsicht.

Das klingt vielleicht wenig, erklärt sich aber daraus, dass tagsüber jede Menge Aquagymnastik angeboten wird.

Für schwere und Adipositas-PatientInnen ist das eine sehr hilfreiche Maßnahme, um die Muskelmasse durch die scheinbare Schwerelosigkeit zu aktivieren. So können diese SchwimmerInnen durch viele lustvolle, nett überlegte Spielformen, fast nebenbei ihr Muskelkorsett stärken.
Beim „Fit4Life“-Turnus wurde ein Tag eingeführt, wo nur unsere Gruppe Wasserspiele kennenlernen darf. Je nach Gruppengröße werden mit Bällen in der Hand Wettbewerbe geschwommen. Ein besonderer Spass: mit Riesenbällen Volleyballmatches zu machen.

Das Hallenbad ist erfüllt mit Lachen, Kreischen und Anfeuerungsrufen, wenn acht sieghungrige Youngsters sich um eine Plastikkugel streiten, die in den gegenüberliegenden Basketballkorb geworfen werden soll.
Tja, und so verfliegt halt die Wasserspielstunde wie im Flug und die Aufsichtsperson holt nicht nur die verschossenen Bälle vom Rand, sondern beobachtet auch die Zuckermessungen, um die Hypo-Gefahr zu bannen.

 

Peter Hopfinger 9.0

Es lebe der Sport!

Keine Frage: im Turnus Fit4Life wird den Themen Spiel, Sport und Bewegung sehr viel Zeit und Platz gegeben. Das Team von Mag. Wolfgang Lentsch hat sich jede Menge Mühe gegeben, uns mit abwechslungsreichen Programmpunkten in Bewegung zu bringen und zu halten.

Wir spielen mit Frisbees, balancieren auf der Slackline, matchen uns beim Volley- oder Völkerball und trainieren unsere Sinne bei smarten Reaktionstests.

Natürlich wird auch gewandert, aber insgesamt scheint mir persönlich unser Programm mit einem wesentlich größeren Spassfaktor ausgestattet zu sein. Freilich: auch bei uns gibt es den einen oder anderen Bewegungsmuffel (ich selbst muss bei zu hohen Temperaturen w.o. geben), die es mit Winston Churchills "No sports!" halten. Oft muss da die Erklärung "Kopfschmerzen" herhalten, doch nach mehr als zwei Wochen reagieren da manche schon mit ungläubigem Schmunzeln.

Es ist, wie es ist und man kann und will niemand zu seinem Glück zwingen.

Chinesische "Extrawürste" mit scharf!

Heute, Freitag, ist ein ungewöhnlicher Tag. Zumindest was das Essen angeht. Wir durften vor zwei Tagen bei einem chinesischen Lokal vorbestellen (und selbst bezahlen) und heute Mittag werden Suppen, Frühlingsrollen, Sushi und andere asiatische Köstlichkeiten auf den Berg geliefert. Sinn der Übung: wir sollen auch beliebte ausländische Speisen, die wir uns mitunter auch im Alltag liefern lassen, richtig einschätzen lernen. Das ist bei Chinesen, die oft mit Zucker kochen, gar nicht so einfach. Ich freu mich auf Sushi und mehr. "Bitte mit scharf!"

 

Peter Hopfinger 10.0

Was der Alkohol mit den Menschen macht

Kein Zweifel: wir biegen in die Zielgerade ein. Das letzte Wochenende. Zeit für Experimente, die zwar in einem Krankenhaus unüblich, aber dafür umso lebensnaher sind.

„Gerade junge Menschen werden im Lauf ihres Lebens höchstwahrscheinlich irgendwann Alkohol trinken. Das gilt auch für junge Menschen mit Diabetes,“ weiß Primaria Dr. Claudia Francesconi, „deshalb wollen wir ihnen am eigenen Leib zeigen, was der Alkohol mit Menschen – auch im Bereich des Blutzuckers – macht.“ Freilich: mitbechern darf nur, wer sich zuvor einen ausführlichen Vortrag zum Thema "Alkohol und Diabetes" angehört hat.

Was für die Teilnehmer des Fit4Life-Turnus ein feuchtfröhlicher Spaß ist, bedeutet für eine Ärzteschar rund um die Chefin einen mehr oder weniger kurzweiligen Nachtdienst. Denn während die durchwegs mit Glucose-Sensor oder Flash-Monitor ausgerüsteten Probanden mehr oder weniger Hochprozentiges mit Stricherlliste konsumieren dürfen, beobachten die Mediziner akribisch den Verlauf der Zuckerkurve. Ihr Absinken während des penibel kontrollierten Gelages kann bei Zuckerkranken – weil die Gegenregulation nicht funktioniert – in den Unterzucker (Hypo) und in Extremfällen bis zum Koma führen. Deshalb schlafen alle auch gemeinsam im Turnsaal und werden in regelmäßigen Abständen (so auch um drei Uhr früh) von den Ärzten kontrolliert.

Der Katzenjammer findet dann, abgesehen von etwaigen Brummschädeln, am Sonntagvormittag statt. Wenn nämlich die Leber jedes Einzelnen mit dem Abbau des Alkohols fertig ist, schüttet sie verstärkt Zucker aus. Die Werte entschwinden dann – je nach Menge, die man genossen hat – in lichte Höhen und müssen dann mit Insulin wieder in den grünen Bereich gebracht werden. (Das Gleiche passiert übrigens auch gesunden Menschen, die aber von den Zuckerschwankungen einer durchzechten Nacht nichts mitbekommen).

Über die Ereignisse dieser „inspirierten“ Nacht werde ich – natürlich nur auszugsweise – demnächst berichten.

Bettina Blanc 10.0

So jung komma nimmer z´samm!

Ein Spruch älterer Menschen, die einander das lustige Beisammensein bestätigen wollen. Normalerweise.

In einem Jugendturnus bekommt er die Dimension des Spitalswechsels! Als ich vor über 40 Jahren Typ1-Diabetikerin wurde, hat mich die Kinderabteilung betreut. Später aber wuchs ich mit dem 18. Geburtstag ins Erwachsenenalter und dann – wohin mit mir und meiner Thematik? Pubertät noch nicht ganz zu Ende. Lebensführung plötzlich ohne elterliches Backup und dazu noch jede Menge Flausen im Kopf! Soll ich studieren?  Soll ich eine Lehre beginnen? Wie schaff ich mit meinem Blutzucker die Prüfungen? Partylife – super, aber später – Psychoanalyse? Ich darf Alkohol trinken, obwohl die Eltern das nie erlaubt hätten – aber jetzt? Ich will raus!
Die Vielfalt der Fragen und Geschehnisse lassen einen den Blutzucker vergessen!
Es gibt aber auch Situationen, in denen auch der HBA1C komplett zu vergessen ist. Was ist, wenn der Studienplatz nicht klappt? Keine Lehrstelle, kein brauchbares Elternhaus, momentan kein Freund, keine Freundin, und der Blutzucker schlägt Kapriolen?

Nach der ganzen Liste akuter Probleme sind exakt zwei (!) Dinge  wesentlich und hilfreich: Ich muss erst das eine Problem lösen und dann das andere! Das erste ist meist das vom Blutzucker unabhängige und spätestens dann – wo geh´ ich für das Blutzucker-Kapriolen-Problem hin?

Hinderlich sind eigene Erfahrungen mit wenig emphatischen Diabetesberatern, die außer Vorwürfe nur wenig hilfreiche Ideen für unser Leben bieten. („Haben´S Ihna net g´halten?!“ „Schon wieder gesündigt?“) Da geh ich in Notsituationen nicht hin!

Uns wurden empathische und hilfreiche Diabeteszentren, die leider in einigen Gegenden Österreichs nur selten zu finden sind, vorgestellt.

In diesen Zentren geben Ärzte, Berater und medizinisches Personal trotz und wegen der misslichen Umstände nicht nur Starthilfe, sondern zeigen auch einen Weg.

Alle diese Zentren wurden im Jugendturnus ausführlich und mit sehr viel Sorgfalt vorgestellt, um die Hemmschwelle des „wieder einmal zum Arzt gehen Sollens“ zu senken.

Dafür möchte ich mich ganz ausdrücklich bei Primaria Dr. Claudia Francesconi bedanken. Denn, wenn ihr die Jugendlichen Glauben schenken, bin ich sicher, dass sie dort verständnisvoll, emphatisch und liebevoll empfangen werden.

 

Peter Hopfinger 11.0

Das Grande Finale

Gegen Ende von Ferien oder auch Reha-Aufenthalten beginnt die Zeit zu rennen. Ganz rasch sind es nur noch ein paar Tage, das Wochenende und bereits morgen verlässt die Hälfte von uns diese in Österreich einzigartige Sonderkrankenanstalt. Der Rest verabschiedet sich Mittwoch früh.

Aber: wir bleiben dank sozialer Netzwerke auch weiter in Kontakt. Neue Freundschaften haben sich gebildet, ältere Kontakte wurden aufgefrischt und intensiviert.

Eine Umfrage unter den Kollegen bestätigt das. Nicht nur haben die meisten die anvisierten Therapieziele erreicht, die Erwartungen an das Haus wurden (mitunter mehr) als erfüllt. Man fährt mit besseren Werten, eine besseren Diabetes-Einstellung und einem riesigen Rucksack Motivation nach Hause. Christina darf noch eine Woche länger bleiben.

Sie hat die neue Minimed 670 Pumpe verordnet bekommen und darf noch etwas länger mit dem hochmodernen Insulin-Computer probieren und testen, um Sicherheit für den Alltag zu bekommen.

Der nächste Turnus steht schon quasi vor der Tür. Auch für ihn werden 25 jugendliche bis jung gebliebene Menschen mit Typ 1-Diabetes erwartet, die all das erleben werden, was wir hinter uns haben.

Natürlich könnte man jetzt noch Details aus der Nacht mit dem Alkohol-Experiment nachreichen und auch andere Anektdoten erzählen. Doch diese Geschichten bleiben unser Geheimnis.

Mein persönliches Fazit kann ich aber noch präsentieren.

Keine nächtlichen Unterzuckerungen mehr (seit eineinhalb Wochen gar kein Hypo!). Kleine Umstellungen in der Therapie, Gewicht ist jetzt bei 69 Kilo und die Blutfette sind auch im unauffälligen Bereich. Gleichzeitig bin ich mehr als 240.000 Schritte in den drei Wochen gegangen, etwa 15 Kilometer gerudert und hab zuletzt grandios beim Tischtennis verloren.

Das wird mich aber nicht hindern, wieder nach Alland auf Reha zu fahren, auch wenn ich jetzt einmal drei Jahre auf die nächste Möglichkeit warten muss.

Wer nicht so lange warten will, oder jemand kennt, der - egal ob Typ 2, aber besonders Typ-1 - DiabetikerInnen, sollte ihnen einen Aufenthalt hier empfehlen.

Auf https://www.pensionsversicherung.at/cdscontent/?contentid=10007.707551&viewmode=content findet man alle relevanten Infos, die man braucht, um auf Reha zu fahren.

Wer konkret über den Allander "Fit4 Life"-Turnus 2020 etwas erfahren will, sieht unter https://www.ska-alland.at/de/home/ nach und bekommt dort auch per Mail Auskünfte.

Danke für´s Mitlesen, Teilen und Euer Interesse!