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Alkohol ist kein Seelentröster!

Alkohol als „Beruhigungsmittel“? Ein fataler Irrglaube!

Von Dr. Eva Greil-Schähs / krone.at/gesund

Nach einem stressigen Tag nehmen jede Menge Arbeitnehmer die Gelegenheit für einen „After-Work-Drink“ wahr. Vielen Österreichern hilft der Alkohol, in stressigen Zeiten „runterzukommen“ und sich zu entspannen. Und sie haben recht – zumindest für den Moment. Denn kurz lassen sich mit Alkohol tatsächlich seelische Spannungen betäuben. Braucht man jedoch regelmäßig das berühmte „Feierabend-Bier“ oder besucht jeden Abend einen Punschstand, kann das in einer Abwärtsspirale aus Sucht, Burn-out sowie Depression enden. Und auf Dauer verstärkt sich damit das überspielte Überlastungssyndrom, was weiteren Alkoholkonsum und – dadurch ausgelöst – noch mehr psychische Probleme nach sich zieht.

Mit der Zeit verstärken sich nur die Probleme

„Alkohol stellt das in unserer unter Druck setzenden Erfolgsgesellschaft am häufigsten angewandte ,Beruhigungsmedikament´ dar“, stimmt auch Suchtexperte Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Musalek, ärztlicher Direktor des Anton Proksch Instituts in Wien, zu. „Gerade für depressive Menschen und vor allem jetzt in der Weihnachtszeit fungieren diese Getränke als Spannungs- und Angstlöser. Ihr Konsum wird mitunter sogar als euphorisierend empfunden. Ab dem zweiten bis dritten Glas setzt eine körperlich wie seelisch analgetische (schmerzlindernde) Wirkung ein, was viele als angenehm empfinden.“
Das Problem: Alkohol wirkt höchstens kurze Zeit, mittel- und langfristig verschlimmert er nur das der Sucht zugrunde liegende Problem, in vielen Fällen nämlich Depressionen und Angststörungen. (70 Prozent jener Patienten, die aufgrund von Alkoholsucht behandelt werden, leiden auch an diesen Krankheiten.)

Trinken, um auch dazuzugehören

„Durch seine depressiogene Wirkung verstärkt er in Wahrheit traurig machende Zustände. Auch Patienten, die am Beginn eines Burnouts stehen, nehmen Alkohol zuerst als vermeintlichen Helfer wahr, der aber schließlich die Probleme potenziert“, so der Experte. Hinzu kommt in Österreich die soziale Komponente. Viele Menschen trinken, um „dazuzugehören“. Prim. Prof. Musalek: „Bei uns stellt der Alkoholkonsum außerdem Teil des Alltags dar, das Problembewusstsein ist sehr gering. Das fällt auch in der Adventzeit auf.“ Führt nun die psychische Erkrankung zur Sucht, oder ist es umgekehrt? Das lässt sich oft nicht eindeutig beantworten. „Es ist letztlich unerheblich“, betont Prim. Prof. Musalek. „Denn beides muss behandelt werden, sonst sinkt einerseits die Chance auf Heilung. Andererseits steigt die Gefahr, dass Betroffene zu Tabletten wie Schmerz- oder Schlafmitteln greifen. Wir richten bei der Therapie den Fokus auf die gesunden Anteile im Menschen, jeder hat Stärken. Diese freizulegen hilft dabei, ein gelungenes Leben ohne Suchtmittel zu führen.“

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