Abkürzungen: Ihr ärztlicher Befund lässt Sie ratlos zurück? Das muss nicht sein
LDL, GPT und RBC - was klingt, wie aus einem Hip-Hop-Song, sind gängige Abkürzungen aus einem Laborbericht nach einer Blutuntersuchung. Dabei können die gängigen Abkürzungen verwirren und es kann helfen, zu wissen, wofür welche Abkürzung steht.
Wichtig ist dabei aber: Die angegebenen Referenzwerte und auch die ermittelten Werte können von Labor zu Labor verschieden sein. Starke Schwankungen, zum Beispiel zu verschiedenen Tageszeiten oder Jahreszeiten, müssen nicht auf eine Krankheit hinweisen. Weicht ein Wert ab, ist es wichtig, nicht allein über den Ergebnissen zu brüten, sondern mit dem Arzt zu besprechen, was sie für einen persönlich bedeuten. Denn einzelne Laborwerte haben eine geringe Aussagekraft. Besser zu bewerten sind sie zusammen mit anderen Werten und Beschwerden.
Ein Überblick über die wichtigsten Abkürzungen und ihre Bedeutung:
RBC oder ERY:
ERYTHROZYTEN
Das sind die roten Blutkörperchen - im Laborbericht werden sie häufig mit RBC oder ERY abgekürzt. Die Erythrozyten (auf Englisch „red blood cells“) sind dafür zuständig, den Sauerstoff durch den Körper zu schleusen. Bei Männern sind 4,3 bis 5,6 Millionen "Erys" je Mikroliter normal, bei Frauen sind es 4,0 bis 5,4 Millionen "Erys". Liegen die Werte darüber, dann kann dies auf einen verminderten Sauerstoffgehalt im Blut infolge von Herz- oder Lungenerkrankungen hindeuten. Ursache für erhöhte Werte kann etwa ein starker Tabakkonsum sein. Zu wenig "Erys" sind möglicherweise ein Hinweis auf einen Eisen- oder Vitaminmangel. Aber auch eine innere Blutung, eine chronische Infektion oder ein Tumorleiden kann der Grund sein.
LEUK oder WBC:
LEUKOZYTEN
Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen - abgekürzt LEUK oder WBC. Die Normwerte für Männer wie Frauen liegen zwischen 4000 und 10.000 Blutkörperchen je Mikroliter. Leukozyten haben die Aufgabe, Krankheitserreger abzuwehren. Es gibt drei Gruppen: Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten. Zu hohe Werte weisen auf eine akute Infektion mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten hin. Im Extremfall kann der hohe Wert auch ein Hinweis auf Leukämie sein. Ist der Wert zu niedrig, dann kann dies ein Indiz unter anderem für Lebererkrankungen oder eine Vergrößerung der Milz sein.
GLUKOSE:
BLUTZUCKER
Blutzucker-Umrechnungstabelle mg/dl < – > mmol/l
Glukose, umgangssprachlich auch Blutzucker genannt, wird meist nüchtern gemessen. Ein Diabetes mellitus wird dann diagnostiziert, wenn der Nüchternwert mehrfach über 126 mg/dl war. Ein Nüchternwert zwischen 100 und 125 mg/dl weist auf eine gestörte Glukosetoleranz hin. Eine gestörte Glukosetoleranz liegt vor, wenn Patienten nüchtern 75 Gramm Glucose trinken und zwei Stunden später einen Blutzuckerwert zwischen 140 mg/dl und 199 mg/dl haben. Sie gilt als ein erhöhtes Risiko, an einem Diabetes zu erkranken.
Ist der Glucosewert mehrfach zu niedrig, droht die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Von Unterzucker spricht man, wenn der Blutzuckergehalt im Blut auf unter 50 mg/dl sinkt. Typische Symptome sind Zittern, starkes Schwitzen, Herzklopfen, Sehstörungen und Krämpfe bis hin zur Bewusstlosigkeit. Je nach Schweregrad der Unterzuckerung kann sich der Diabetiker entweder durch die Einnahme von Traubenzucker selber helfen oder ist auf die Hilfe von Mitmenschen oder eines Arztes angewiesen.
HbA1c:
HÄMOGLOBIN, AN DAS SICH EIN MOLEKÜL ZUCKER (GLUKOSE) ANGELAGERT HAT
Hämoglobin (Hb), auch "roter Blutfarbstoff" genannt, ist ein wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen. Es bindet Sauerstoff und ermöglicht so den Sauerstoff-Transport von der Lunge zu den Organen. Als HbA1c bezeichnet man Hämoglobin, an das sich ein Molekül Zucker (Glukose) angelagert hat.
Der HbA1c-Wert liegt bei Gesunden bei etwa 5 Prozent. Das heißt, dass etwa fünf Prozent der Hämoglobinmoleküle "verzuckert" sind. Die Therapieziele, somit auch den HbA1c-Wert, legt der Arzt immer in Absprache mit dem Patienten fest. Dabei berücksichtigt er dessen individuelle Bedürfnisse, den Lebensstil, Besonderheiten der Therapie und mögliche Begleit- oder Folgeerkrankungen des Diabetes.
Empfohlen werden bei Typ-1-Diabetes HbA1c-Werte unter 7,5 Prozent, falls das ohne schwerwiegende Unterzuckerungen oder andere Nebenwirkungen möglich ist. Beim Typ-2-Diabetes wird ein Zielkorridor zwischen 6,5 bis 7,5 Prozent empfohlen.
Der HbA1c-Wert erlaubt einen Rückschluss auf die Qualität der Blutzuckereinstellung in den letzten acht bis zwölf Wochen. Dieser Zeitraum hängt mit der Lebensdauer der roten Blutkörperchen zusammen, die regelmäßig erneuert werden. Je öfter und länger die Blutzuckerwerte erhöht sind, desto höher ist der HbA1c-Wert. Ein guter Wert bedeutet aber nicht automatisch, dass die Blutzuckerwerte überwiegend normal waren. Wenn sich erhöhte und erniedrigte Werte häufig abwechseln, kann das ebenfalls zu einem guten Mittelwert führen.
Außerdem dient die Bestimmung des HbA1c teilweise zur Diagnose eines Diabetes. Dieser liegt bei Werten ab 6,5 Prozent vor.
HDL, LDL:
BLUTFETTE
Das Cholesterin gehört zu den Blutfetten, den sogenannten Lipiden. Zu hohe Blutfettwerte können bei starkem Übergewicht auftreten, bei Diabetes, einer Unterfunktion der Schilddrüse und bei Lebererkrankungen. Dann steigt das Risiko für verkalkte Gefäße, Herzleiden und einen Schlaganfall. Meistens betrachten Mediziner drei Werte und wägen sie gegeneinander ab, Gesamtcholesterin, LDL und HDL. Der LDL-Wert sollte nicht zu hoch sein, der HDL-Wert nicht zu niedrig.
Zur Vereinfachung kann man sich merken: die Blutkonzentration von HDL-Cholesterin bei Frauen sollte mindestens 45 mg/dl betragen, bei Männern 40 mg/dl.
Neben dem HDL-Cholesterin bestimmt der Arzt auch das Gesamtcholesterin und das „böse“ LDL-Cholesterin. Ein LDL-Wert von unter 160 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) gilt als gut.
Außerdem errechnet der Arzt den LDL-HDL-Quotient (Ziel: < 3) und/oder den Gesamtcholesterin-HDL-Quotienten (Ziel: < 4,5). Mit diesen Werten kann der Arzt das Risiko für Arteriosklerose noch besser abschätzen.
GOT, GGT, GPT:
LEBERWERTE
Leberwertebezeichnet man in der Medizin verschiedene Laborwerte, die bei der Diagnostik einer Leberschädigung helfen. Wer zu viel Alkohol trinkt, muss oft mit erhöhten Leberwerten rechnen. Das Organ kann dadurch geschädigt, lebenswichtige Funktionen wie der Stoffwechsel gestört werden. Es sind Enzyme, die kontrolliert werden: GOT (auch ASAT oder AST), Gamma-GT (Gamma-Glutamyl-Transferase) und GPT (auch ALAT oder ALT). Jeweils kleiner als 30/40 Units pro Liter (U/l) sind Normalwerte bei Frauen. Höher können sie bei Männern sein (bis zu 50/60 U/l). Zu hohe Werte können für eine Leberentzündung (Hepatitis) sprechen, aber auch für einen Herzinfarkt (das betrifft die GOT). Auch die AP (alkalische Phosphatase) kommt in der Leber vor, ebenso in Knochen und Muskeln. Sie kann bei Krankheiten des Skeletts, der Leber oder Galle erhöht sein, auch bei Tumoren. Für Frauen gelten Werte von 35 bis 105 U/l als normal, für Männer zwischen 40 und 130 U/l.
KREA, HARNSTOFF:
NIERENWERTE
Untersucht werden meist Kreatinin und Harnstoff, der mit dem Urin ausgeschieden wird. Kreatin spendet unseren Muskeln Energie. Gebildet wird es in der Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse. Beim Abbau entsteht Kreatinin, ein Stoffwechselprodukt. Dessen Wert lässt darauf schließen, wie gut die Nieren funktionieren. Was für einen einzelnen Menschen normal ist, kann stark variieren. Oft werden diese Angaben verwendet: Der Normalwert beträgt bei Frauen bis 1,1 mg/dl, bei Männern bis 1,3 mg/dl. Harnstoffwerte gelten zwischen 17 und 43 mg/dl bei Frauen und zwischen 18 und 45 mg/dl bei Männern als normal. Sind die Werte überhöht, arbeitet die Niere nicht mehr richtig. Niedrigere Nierenwerte zeigen nicht unbedingt eine Erkrankung an.
HB oder HGB:
HÄMOGLOBIN
Das Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, bindet und gibt Sauerstoff ab und transportiert Kohlendioxid in unserem Blut. Bei Frauen liegt der Normalwert des Hämoglobingehalts zwischen 12 und 16 Gramm je Deziliter (g/dl), bei Männern zwischen 14 und 18 g/dl. Höhere Werte können auf Flüssigkeits- oder Sauerstoffmangel hinweisen, ist der Wert zu niedrig, sprechen Ärzte von einer Anämie. Sie kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel, Blutungen oder eine Infektion.
PLT oder THRO:
THROMBOZYTEN
Wichtig für die Blutgerinnung sind die Thrombozyten, kleine, scheibenförmige Plättchen im Blut („platelets“). Die normale Anzahl bei Frauen und Männern beträgt zwischen 140 000 und 440 000 je Mikroliter. Niedrige Werte können durch Infektionen, verschiedene Medikamente, Tumorleiden oder Alkoholmissbrauch begründet sein. Ist der Wert stark erniedrigt, besteht die Gefahr von lange anhaltenden Blutungen. Höhere Werte können Erkrankungen des Knochenmarks anzeigen. Auch nach großen Blutverlusten findet man Thrombozyten.
HCT, HKT oder HK:
HÄMATOKRIT
Wie ist das Verhältnis von festen und flüssigen Bestandteilen im Blut? Darauf gibt der Hämatokrit eine Antwort, er beschreibt, wie flüssig Blut ist und wie gut ein Mensch hydriert ist. 40 bis 53/54 Prozent bei Männern, 36 bis 47/48 Prozent bei Frauen gelten als normal. Ist der Wert niedriger, könnte eine Anämie die Ursache sein. Höhere Werte sind Anzeichen für langsam fließendes, dickflüssiges Blut mit der Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden. In der Folge besteht ein höheres Risiko für einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt.
Generell sollten Werte, welche die Grenzen über- bzw. unterschreiten, sorgfältig kontrolliert werden. Erst durch die medizinische Bewertung eines Arztes wird ein Analyseergebnis zu einem Laborbefund. Ein solcher Laborbefund ist in vielen Fällen für die Diagnose einer Erkrankung unverzichtbar bzw. bestätigend und soll die behandelnden Mediziner bei Entscheidungsprozessen hinsichtlich der Therapie von Krankheiten unterstützen.